FORUM PSYCHOSOMATIKZeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 22. Jahrgang, 1. Halbjahr 2012 |
Die Beratung beim DMSG-Landesverband Berlin e.V. soll unter dem Aspekt der Qualitätssicherung ausgebaut und professionalisiert werden. Dazu bietet der Berliner Landesverband in Zusammenarbeit mit der Stiftung LEBENSNERV jetzt erstmalig eine Weiterbildung an, die sich am Konzept des Peer-Counseling („Betroffene beraten Betroffene“) orientiert. Lesen Sie nachfolgend die Ausschreibung zur Weiterbildung und bewerben Sie sich, falls Sie Berlinerin sind, bei Interesse bis spätestens 30. Juni 2012!
WAS VERSTEHT MAN UNTER DEM „PEER-COUNSELING-ANSATZ“?Der Begriff „Peer-Counseling“ stammt aus der weltweiten „Independent Living-Bewegung“ behinderter Menschen, die für Selbstbestimmung, Selbsthilfe und Eigenverantwortung eintritt. Hier sind die BeraterInnen „peers“, „Gleiche“, also Menschen, die Ähnliches erlebt haben wie ihre GesprächspartnerInnen.
Bei der gemeinsamen Suche nach einem besseren Weg mit der Krankheit bringen die betroffenen BeraterInnen ihre eigenen Erfahrungen mit ein: ihre Mühen und Ängste, aber auch ihr Selbstvertrauen und ihren Mut. Das Ziel des „Peer-Counseling“ ist, behinderte Ratsuchende in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und sie in ihrem Selbsthilfepotenzial zu unterstützen, eigene Problemlösungen zu entwickeln.
Dies bedeutet vor allem, eine parteiliche Beratung durchzuführen, also „parteilich“ im Sinne des/der Ratsuchenden vorzugehen und sich bei der Beratung nicht an eigenen Vorstellungen und/oder unerfüllt gebliebenen Zielen zu orientieren.
Dadurch, dass der Berater oder die Beraterin zum einen selber behindert oder chronisch krank ist, zum anderen zusätzlich die fachliche Qualifikation als BeraterIn mitbringt, kann sich eine größere Vertrauensbasis entwickeln. Im Beispiel des selbstbestimmten Lebens mit Behinderung oder chronischer Krankheit eines/r selbst betroffenen BeraterIn können Ratsuchende eine Vorbildrolle für sich selbst entdecken.
Die eigene Erkrankung anMS alleine genügt jedoch nicht, um als BeraterIn zu arbeiten. Eine fachlicheQualifikation ist dazu unbedingte Voraussetzung. Deshalb bietet der Landesverband Berlin der DMSG die nachstehendeWeiterbildung an. Die Basis bildet dabei das Curriculum der StiftungLEBENSNERV, die eine solcheWeiterbildungbereitsdurchgeführt hat.
WELCHE INHALTE WERDEN ANGEBOTEN?Alle AusbilderInnen sind selbst behindert oder chronisch krank, es handelt sich vorrangig um MS-betroffene AusbilderInnen, die sich bereits intensiv mit der eigenen Behinderung oder ihrer chronischen Krankheit auseinander gesetzt haben. Alle AusbilderInnen vertreten eine ganzheitliche, integrierte Sicht von MS sowie eine menschenrechtliche Sicht von Behinderung und sind dem Konzept von Selbstbestimmung und Empowerment verpflichtet.
WELCHE TEILNAHMEVORAUSSETZUNGEN GIBT ES?Die Weiterbildung wendet sich vorrangig an MS-betroffene Personen aus Berlin. Seit der Diagnosestellung muss mindestens ein Jahr vergangen sein. Das Mindestalter ist 18 Jahre. Die BewerberInnen sollten sich bereits mit der eigenen Erkrankung auseinander gesetzt und die Erkrankung akzeptiert haben sowie Authentizität und Offenheit mitbringen.
Die BewerberInnen sollen offen für eine ganzheitliche Sicht des Lebens mit der Erkrankung an MS und für die Idee des „selbstbestimmten Lebens“ sein. Eine Ausbildung in einem bestimmten Grundberuf ist nicht zwingend erforderlich. Erwünscht, aber nicht zwingend notwendig sind Beratungserfahrungen (in Selbsthilfegruppen).
Da für wesentliche Teile der Kommunikation in der Weiterbildung auch elektronische Medien genutzt werden, sind technische Voraussetzungen und inhaltliche Kenntnisse im Umgang mit Internet und e-mail erforderlich.
WIE SIND DIE RAHMENBEDINGUNGEN?Die Weiterbildung erfolgt im Zeitraum September 2012–September 2013. Im Jahr 2012 finden ein Informations-, Kennenlern- und Motivationswochende (Samstag/Sonntag), ein Wochenblock zur Selbsterfahrung und zwei weitere Wochenendseminare (Samstag/Sonntag) statt. Im Jahr 2013 finden sieben Wochenendseminare statt. Begleitend über die gesamte Zeit werden Kommunikation in der Peer-Gruppe, Beratungsübungen und Einzelsupervision durchgeführt.
Ort:Alle Wochenendseminare finden in einem Tagungszentrum in Berlin statt. Das Tagungszentrum ist barrierefrei zugänglich. Die Selbsterfahrungswoche wird im Haus Rheinsberg (Brandenburg) durchgeführt
Die Kosten für das Informationswochenende betragen 40,– Euro. Damit werden anteilig Kosten für Unterkunft, Verpflegung und AusbilderInnen gedeckt. Die Anreise ist selbst zu zahlen. Der Eigenanteil für den anschließenden Kurs beträgt 500,– Euro pro TeilnehmerIn. Darin sind Unterkunft und Verpflegung und die Kosten für die gesamte Ausbildung enthalten. Die Anreise muss jeweils selbst gezahlt werden. Auf Antrag ist eine Reduzierung des Eigenanteils und/oder eine Ratenzahlung möglich. Die Supervision wird von der DMSG LV Berlin bezuschusst.
Nach Abschluss der Weiterbildung wird ein Zertifikat vergeben. Dazu
sind drei Voraussetzungen erforderlich:
Voraussetzung für die Teilnahme am Zulassungsverfahren ist ein Bewerbungsschreiben mit ausführlichem Lebenslauf und die Bestätigung, an allen Ausbildungsterminen teilzunehmen. Im Bewerbungsschreiben sollte die Bedeutung der Erkrankung für das eigene Leben, die Darstellung der eigenen Fähigkeiten, die Motivation für die Weiterbildung und die Darstellung der eigenen Perspektiven nach der Weiterbildung enthalten sein.
Auf Basis des Bewerbungsschreiben werden maximal 20 BewerberInnen ausgewählt. Die so ausgewählten BewerberInnen führen dann ein Gespräch mit einer/m Ausbilder/in. Aufgrund der Gespräche erfolgt eine weitere Auswahl und eine Einladung zum Informations-, Kennenlern- und Motivationsklärungswochenende. Angestrebt wird zum Ende des Wochenendes eine einvernehmliche Entscheidung darüber, ob eine Teilnahme an der Weiterbildung, die Nichtteilnahme oder eine Platzierung auf der Warteliste in Frage kommt. In strittigen Fällen entscheiden die AusbilderInnen in Abstimmung mit der DMSG.
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