Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/07

„Swing in my brain“

Vorstellung der Arbeit durch den Preisträger
Dr. Wolfgang Schmid

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich sehr, Ihnen nun meine Arbeit „Swing in my brain“ - ein Modell zur Evaluierung des Kontaktgeschehens in der Schöpferischen Musiktherapie mit an Multipler Sklerose erkrankten Menschen vorzustellen. Grundlage für diese Arbeit ist eine Forschungsstudie, die ich im Jahr 2002 in einem Team und mit der wissenschaftlichen Begleitung von Herrn Prof. Dr. David Aldridge durchgeführt habe.

Ich werde in meinem Vortrag zunächst kurz auf die Hintergründe der Arbeit und ihre Fragestellungen eingehen. Ich zeige Ihnen dann meine Auswertung der Musiktherapie und weitere Ergebnisse und schließe mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick ab.


Zu den Fragestellungen der Studie:

1.Welche quantitativen Veränderungen zeigen sich während einer musiktherapeutischen Betreuung von Menschen mit MS in standardisierten Fragebögen?

2.Welche qualitativen Merkmale kennzeichnen ein aktives musiktherapeutisches Angebot ?

3.Welche Rolle kommt der Musiktherapie in einem interdisziplinären Behandlungskonzept zu ?

An der Studie nahmen insgesamt 20 Personen, 6 Männern und 14 Frauen im Alter von 29-47 Jahren mit schubförmiger, primär und sekundär chronischer MS teil. Alle 20 TeilnehmerInnen wurden in standardisierten Fragebögen zu Depression, Angst, Lebensqualität, Selbstakzeptanz sowie funktionalen und motorischen Parametern im Verlauf der Studie insgesamt fünfmal befragt. Die TeilnehmerInnen wurden in zwei vergleichbare Gruppen, eine Therapiegruppe und eine Kontrollgruppe, aufgeteilt.

Die 10 TeilnehmerInnen der Therapiegruppe erhielten im Zeitraum eines Jahres ambulant Einzelmusiktherapie auf Grundlage der „Schöpferischen Musiktherapie“ in drei Blöcken mit jeweils 8–10 Sitzungen. Die „Schöpferische Musiktherapie“ gehört zu den aktiven Musiktherapieformen, das heißt, die Menschen die zu uns kommen, werden selbst aktiv, singen oder spielen ohne Vorgaben aus dem Stegreif heraus gemeinsam mit dem Therapeuten. Jede und jeder von uns trägt kreative Fähigkeiten in sich, die in der Musiktherapie zum Ausdruck kommen und im gemeinsamen Improvisieren gestärkt und entwickelt werden können. Nach dem letzten Therapieblock wurden alle TeilnehmerInnen zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Musiktherapie befragt. Alle Daten wurden schriftlich und per Video gesammelt.

Für die Auswertung der Musiktherapie habe ich die von Aldridge und Aldridge 2002 entwickelte „Therapeutic Narrative Analysis“ herangezogen. Mit dieser Forschungsmethodologie konnte ich direkt an dem, was in der Musiktherapie passiert, anknüpfen und die insgesamt 226 Sitzungen, die im Rahmen der Studie stattgefunden haben, systematisch auswerten.

Ausgangspunkt für die Auswertung sind Episoden. In meinem Fall waren es 37 Video-Episoden, also charakteristische Ausschnitte aus Musiktherapiesitzungen, die ich auf Unterschiede und Ähnlichkeiten hin miteinander verglichen habe und schließlich zu übergeordneten Kategorien und dem sogenannten „Core Construct“, dem Ergebnis der Auswertung, zusammenfassen konnte.

Ich möchte Ihnen nun eine dieser Episoden zeigen, damit sie einen anschaulichen Einblick in die Arbeit bekommen. Sie trägt den Titel „Spielerisch werden“.

Sie zeigt einen Mann, den ich „Herrn Mahsberg“ nennen will. Er ist 39 Jahre alt und seit 10 Jahren an einer mittlerweile chronischen Verlaufsform der MS erkrankt, die mit zunehmenden Koordinationsproblemen der Arme und Beine verbunden ist.

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