Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/07
Schon seit Längerem gibt es Hinweise darauf, dass Menschen mit MS von einem musikalisch-improvisatorsichen Angebot profitieren.

Die ausgezeichnete Pilotstudie hatte sich zum Ziel gesetzt:
qualitative Merkmale eines aktiven musiktherapeutischen Angebotes für Menschen mit MS zu identifizieren, quantitative Veränderungen zwischen Therapie- und Kontrollgruppe zu analysieren, und die Rolle der Musiktherapie im Kanon der interdisziplinären Angebote für MS-Betroffene zu klären.

Das Behandlungsteam setzte sich zusammen aus: Einer Neurologin, einer Krankenschwester und einem Musiktherapeuten (eben dem diesjährigen Preisträger Hr. Dr. Schmid).

Bei der Auswertung der Cluster und Focusanalysen stellte sich heraus, dass der musikalische Kontakt zwischen Patientlnnen und TherapeutInnen den eigentlichen roten Faden (das Core-Construct nach Kelly) der qualitativen Auswertung darstellt, d. h. Kontakt die therapeutisch relevante Rolle spielt - dies verdeutlicht einen in hohem Maße psychosomatisch relevanten Aspekt.

Hieraus lässt sich folgern, dass in der aktiven Musiktherapie mit MS-Betroffenen therapeutische Kontakt- und Beziehungsgestaltung den therapeutisch relevanten Wirkfaktor darstellen, ein meines Erachtens zentral bedeutsamer Zusammenhang der bis dato im Bereich der Musiktherapie noch nicht systematisch und wissenschaftlich untersucht wurde. Dieser Umstand unterstreicht den hohen Innovationsgehalt der Projektstudie.

In der systematisch aufgebauten und gleichzeitig die einzigartige Individualität der an MS erkrankten Menschen bemerkenswert berücksichtigenden Arbeit (die auch Videoepisoden von Therapiesequenzen demonstriert, auf die Sie sich meines Wissens im Verlauf der heutigen Veranstaltung noch freuen können) wird als Ergebnis ein dreiteiliges Phasenmodell für das Kontaktgeschehen in der Musiktherapie mit MS Patientinnen und Patienten dargestellt:
Exploration – Interaktion – Entwicklung (jeweilige Situation – eigene Ideen) (musikalische Rollen – Bewegung) (Dynamik und Veränderung)

Wesentliche Faktoren der aktiven Musiktherapie bei an MS erkrankten Menschen:

1. Alternativen im Umgang mit Kontrolle und Kontrollverlust zu finden (eine m.E. gerade bei einer im Hinblick auf den Verlauf so schwer einschätzbaren Krankheit wie der Multiplen Sklerose in hohem Maße wichtige Fähigkeit im Rahmen der Krankheitsverarbeitung),
2. aktive Integration neuer Erfahrungen in das eigene Bewegungsrepertoire, Förderung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Sinnesempfindungen, der eigenen Gefühle und Erinnerungen,
3. die soziale Resonanz wird durch die Interaktion und den Dialog in einem partnerschaftlichen Behandlungssetting gefördert, wodurch emotionale Stabilisierung und Selbstakzeptanz positiv beeinflusst werden.

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