Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/03


Interferone
bei schubförmiger multipler Sklerose:
eine systematische Bestandsaufnahme


Unter der Überschrift „Interferons in relapsing remitting multiple sclerosis: a systematic review“ erschien in der englischen Medizinzeitschrift „The Lancet“ im Februar 2003 ein siebenseitiger Artikel von Grazielle Filippini und sechs weiteren WissenschaftlerInnen. Auszüge aus der Zusammenfassung werden im Folgenden (in eigener Übersetzung) wiedergegeben. Die Auslassungen sind durch Punkte gekennzeichnet und beziehen sich auf statistische Angaben.

Hintergrund

Rekombinante (gentechnisch hergestellte, Anm. d. Übers.) Interferone wurden von vielen nationalen Genehmigungsbehörden zur Behandlung einer schubförmigen multiplen Sklerose zugelassen, aber die verbreiteten Diskussionen über ihre tatsächliche Wirkung, den Nutzen, die Nebenwirkungen und die Kosten halten an.

Methoden

Mit der „Cochrane Collaboration“ - Methode überprüften wir alle veröffentlichten randomisierten, plazebo-kontrollierten Studien (nach dem Zufallsprinzip bekommen die TeilnehmerInnen entweder das Medikament oder Plazebo, also eine unwirksame Substanz, Anm. d. Übers.) mit Interferonen, die mit PatientInnen mit schubförmiger multipler Sklerose zwischen 1993 und 2002 durchgeführt wurden. Unser vorrangiges Ziel war es herauszufinden, ob die Interferone im Vergleich zu Plazebo die Zahl der PatientInnen mit Schüben und Krankheitsverschlechterungen verringerte.

Ergebnisse

Die sieben Untersuchungen, die unseren Kriterien entsprachen, umfassten 1215 PatientInnen. ... Interferon scheint die Zahl der PatientInnen, die Schübe während des ersten Behandlungsjahres erleben, zu reduzieren ... , aber die Ergebnisse der zweijährigen Nachuntersuchung waren nicht verlässlich und wegen der vielen Abbrüche schwierig zu beurteilen. Obwohl die Zahl der PatientInnen, die während der ersten beiden Jahren Schübe ... oder Krankheitsverschlechterungen ... hatten, in der Analyse der Protokolle signifikant abnahm, waren die Ergebnisse nach einer tiefer gehenden Analyse für Schübe ... und Krankheitsverschlechterungen ... nicht mehr überzeugend. Die Daten reichten nicht aus, um festzustellen, ob der Gebrauch von Steroiden (Kortisonen, Anm. d. Übers.) oder die Einweisungen ins Krankenhaus in der Interferon-Gruppe zurückgegangen waren. Auch die Daten der Kernspin-Ergebnisse konnten nicht quantitativ analysiert werden. Nebenwirkungen waren häufig, und akute toxische Wirkungen beeinträchtigten die Lebensqualität.

Beurteilung

Rekombinante Interferone reduzieren die Zahl der PatientInnen, die Schübe haben, im ersten Behandlungsjahr geringfügig. Die klinischen Wirkungen nach dem ersten Jahr sind ungewiss, und neue Untersuchungen sind nötig, um die Lanzeitwirkungen und Nebenwirkungen einschätzen zu können




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