FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 11. Jahrgang, 2. Halbjahr 2002





TeilnehmerInnen Gruppe 2

Gemeldet für Gruppe 2 hatten sich neun PatientInnen mit Familienangehörigen, eine Patientin erschien aus privaten Gründen aber von Anfang an nicht. Von den restlichen acht waren sechs Frauen und zwei Männer, ihr Alter lag zwischen 25 und 54 Jahren, teilnehmende Angehörige waren sechs Ehemänner, drei Mütter, vier Geschwister und vier Kinder.

Frau A2: 46 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, Sohn 19, Tochter 15, Hausfrau, vor Geburt der Kinder als medizinisch-technische Assistentin tätig. Ehemann niedergelassener Arzt. Auftreten erster Symptome nach der Geburt des Sohnes.
Frau B2: 43 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, Hausfrau. Diagnose MS 1994, davor schon neun Jahre Symptome.
Frau C2: 41 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder im Teenager-Alter, Hausfrau. Diagnose MS 1997, Symptome seit 1992.
Herr D2: 36 Jahre alt, verheiratet, lebt in Trennung seit drei Jahren, zwei kleine Töchter, Verkäufer. Diagnose MS 1999
Frau E2: 58 Jahre alt, verheiratet, drei erwachsene Kinder. Alle Familienmitglieder sind im eigenen Gärtnereibetrieb tätig, sie selbst bis vor drei Jahren. Diagnose MS 1993, Symptome seit Ende der 60er Jahre.
Frau F2: 29 Jahre alt, verheiratet, zwei kleine Söhne, Hausfrau. Diagnose MS Anfang 2000.
Frau G2: 54 Jahre alt, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Hausfrau. Diagnose MS 1994, Symptome schon seit Mitte der 70er.
Herr H2: 24 Jahre alt, ledig, lebt bei Mutter und 18jähriger Schwester, die ebenfalls an einer chronischen neurologischen Krankheit leidet, befindet sich noch in Ausbildung. Diagnose MS 1994.


Inhalte der Sitzungen von Gruppe 2

Die erste Sitzung fand zunächst mit den Angehörigen statt. Nach einer Vorstellungsrunde wurde das Konzept des MFGD = Multiple Family Discussion Groups (Familien-Gesprächsgruppen, d. Red.) vorgestellt und Informationsmaterialien wurden verteilt. Nach etwa 30 Minuten wurden die Angehörigen entlassen.
Die TeilnehmerInnen schätzten dann ihr persönliches Gesamtbefinden ein, definierten ihre persönlichen Ziele und sammelten Themen:

In der zweiten und dritten Sitzung waren die MS-betroffenen TeilnehmerInnen mit den Therapeutinnen alleine. Es wurden theoretische Themen wie Erklärungsmodelle zur MS-Entstehung, aktuelle Behandlungsmöglichkeiten oder psychosomatische Erklärungsmodelle vorgestellt und diskutiert. Außerdem wurden die Erfahrungen mit dem medizinischen System und die persönlichen Krankheitstheorien diskutiert. Zur Entspannung übten die TeilnehmerInnen die Progressive Muskelentspannung.
Dann fanden sechs Sitzungen gemeinsam mit den Angehörigen statt. Dabei unterhielten sich zum Teil die PatientInnen unter sich oder die Angehörigen unter sich über die Veränderungen durch die Krankheit für die Familie, und die jeweils andere Gruppe hörte nur zu. Anschließend sprachen die Zuhörenden über ihre Gefühle bei der Diskussion der anderen, ehe man sich im Großkreis austauschte.
Ein anderes Mal versuchten die Familien, das Besondere/Individuelle ihrer Familie herauszuarbeiten, zum Beispiel:


Außerdem fertigten die Familien jeweils zwei Collagen an: die Familie vor Beginn der Erkrankung und die Familie heute. In den letzten gemeinsamen Sitzungen ging es um Zukunftsperspektiven. Jede Familie hielt eine Abschiedsrede, und zum Abschluss wurden Gruppenphotos gemacht.
Es blieben drei Sitzungen, in denen die MS-betroffenen TeilnehmerInnen wieder mit den Therapeutinnen unter sich waren. Zu Beginn dieser Sitzungen sagten die TeilnehmerInnen in einer Eingangsrunde, was jedeR mitgebracht hat. Dann tauschte man sich darüber aus, wie die einzelnen
TeilnehmerInnen die Sitzungen mit den Angehörigen empfunden haben und welche Themen noch besprochen werden sollten. In einer reinen Frauenrunde wurde über Sexualität gesprochen, in der Großgruppe spielte das Thema "Grenzen" eine Rolle.
Als die TeilnehmerInnen in der letzten Sitzung formulierten, was sie aus der Gruppe mitnehmen, wurde von vielen die Gesprächsrunde unter Gleichbetroffenen besonders positiv hervorgehoben bei gleichzeitigem Bedauern des Endes der Sitzungen.

Ergebnisse

Nach der letzten Gruppensitzung wurden die PatientInnen wie vor der ersten Sitzung körperlich untersucht und ihr Zustand auf der EDSS eingestuft. Dabei ergab sich folgendes Bild:

Verteilung nach Gruppenende (t3)

EDSS G1 G2 G3
0      
1      
1,5     I
2 I   II
2,5 III   I
3 IIII   I
3,5   II I
4   IIII  
4,5      
5 I I  
5,5      
6   I I
6,5      
7     II
Durchschnitt 26,5:96=2,94 34:8=4,25 34,5:9=3,83
Durchschnitt vor
Gruppenbeginn
(t1)
26:9=2,88 32,5:8=4,06 33,5:9=3,72
Differenz 0,06 0,19 0,11

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