FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 11. Jahrgang, 2. Halbjahr 2002



Verteilung der EDSS- Werte vor Gruppenbeginn (t1)


EDSS G1 G2 G3
0      
1      
1,5     I
2 I   II
2,5 IIII   II
3 I I II
3,5 II III  
4 I II  
4,5      
     
5   I  
5,5      
6   I  
6,5     III
Durchschnitt 26:9=2.88 32,5:8=4.06 33,5:9=3.72


Wenn man die EDSS-Werte der neun Gruppenmitglieder der Gruppe 1 addiert, kommt man auf die Zahl 26. Das entspricht einem durchschnittlichen EDSS-Wert in Gruppe 1 von 2,88.
Entsprechend kommen die anderen Durchschnittswerte zustande.
Das Angebot einer strukturierten Gruppentherapie bei PatientInnen mit Multipler Sklerose stieß bei den PatientInnen auf großes Interesse (hohe Anmeldequote nach persönlich erfolgter Kontaktaufnahme, positive Resonanz innerhalb der Selbsthilfegruppen, gut besuchte Informationsveranstaltung). Betrachtet man die Ergebnisse der körperlichen Untersuchungen vor Beginn und die Verteilung auf die beiden Therapiegruppen, erkennt man ein besonders hohes Interesse an der Familientherapie bei bereits stärker körperlich behinderten PatientInnen. Die Teilnahme an einer reinen PatientInnengruppe (G1) scheint tendenziell eher junge PatientInnen mit eher geringeren körperlichen Einschränkungen anzusprechen.
Die geforderten Eingangskriterien der erhaltenen Gehfähigkeit sowie Interferontherapie ließen einen großen Teil interessierter PatientInnen unberücksichtigt.


Teilnehmerinnen Gruppe 1

Frau A1: 53 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter, gelernte Fachverkäuferin, seit Krankheitsbeginn nicht mehr berufstätig. Diagnose MS 1994, war in ambulanter Behandlung bei einer der beiden Gruppenleiterinnen, gleichzeitig Nachbarin
Frau B1: 35 Jahre alt, unverheiratet, keine Kinder, berufstätig. Erste Symptome 1995, Diagnose MS 1998, evtl. auch Diabetes mellitus
Frau C1: 35 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder, gelernte Maler- und Lackiererin, zur Zeit nicht berufstätig. Erste Symptome 1994, Diagnose MS 1995.
Frau D1: 33 Jahre alt, Griechin, hat Lebenspartner, keine Kinder, selbständig. Diagnose MS 1997. War in ambulanter Therapie bei Gruppenleiterin
Frau E1: 41 Jahre alt, alleinstehend, keine Kinder, nicht berufstätig. Diagnose MS 1999
Frau F1: 56 Jahre alt, verheiratet, erwachsene Kinder, Ehemann selbständig, sie arbeitet halbtags als Bürokauffrau im Betrieb ihres Mannes. Diagnose MS 1989, erste Symptome 1984. Lange
beschwerdefreie Phasen, seit drei Jahren wieder Symptome.
Frau G1: 34 Jahre alt, verheiratet, zwei kleine Kinder, Hausfrau,wohnt ca.100 km entfernt. Diagnose MS 1993, erste Symptome 1989.
Frau H1: 32 Jahre alt, hat Lebenspartner in einer anderen Stadt, keine Kinder, voll berufstätig. Diagnose MS 1999, erste Symptome 1996
Frau I1: 65 Jahre alt, verheiratet, erwachsene Kinder. Diagnose MS 1994, chronische Verlaufsform.


Inhalte der Sitzungen von Gruppe 1

In der ersten Sitzung äußerten die Teilnehmerinnen nach einer Vorstellungsrunde ihre Erwartungen an die Gruppe. Anschließend stellten die Gruppenleiterinnen sich und das geplante Programm vor. Dann wurden Themenwünsche gesammelt:
- Impfungen bei MS, neue Behandlungsstrategien
- Ruhe-Pausen
- Selbstwertzweifel, Stressbewältigung
- Austausch über die Krankheit
- Erfahrungen mit ÄrztInnen „mein Nervenarzt ist von mir genervt"
- Interferon spritzen
- Ängste, negative Vorstellungsbilder
- Umgang mit der Krankheit
- Ernährung

In den letzten zehn Minuten übten die Teilnehmerinnen, wie in fast jeder der Folgesitzungen, die Progressive Muskelentspannung.
Die folgenden Sitzungen begannen immer mit einer Eingangsrunde:
Wo stehen die Einzelnen, was haben sie mitgebracht? Manchmal ging der Eingangsrunde eine Körperübung voraus.
Danach wurden teilweise theoretische Themen wie körperliche (somatische)oder psychosomatische Aspekte der MS, Stresstheorien oder Stammbaumarbeit vorgestellt und diskutiert.
Außerdem tauschten sich die Teilnehmerinnen unter therapeutischer Anleitung aus oder arbeiteten in Zweiergruppen, Kleingruppen oder als Großgruppe zu Themen wie
- persönliche Krankheitstheorien
(z.B. „Es kam vieles für mich zusammen, das Maß war einfach voll"
oder „Virusinfektion in der Kindheit")
- Erfahrungen mit dem medizinischen System
- Bedeutung von Stress für die Einzelne und Möglichkeiten der Stressbewältigung
- negative/positive Eigenschaften
- eigene Grenzen erkennen

In der letzten Sitzung formulierten die Teilnehmerinnen neben Hoffnungen und Befürchtungen für die Zukunft die Aspekte, Gedanken, Anregungen, die sie aus der Gruppe für die Zukunft mitnehmen:

-aus Negativem Positives ziehen, positives Denken, Lachen, Verständnis,
Gelassenheit, Austausch
- gegenseitige Tipps, Umgang mit Interferon, zuhören, gemeinsam ins
Klinikum kommen, über Krankheit nachdenken
- positives Denken, Zufriedenheit, innere Ausgeglichenheit, Stressbewältigung
- Erfahrungsaustausch in der Gruppe, Kraft, Zuversicht, Entspannung,
Grenzen finden, innere Mitte, Wärme
- Hoffnung, Lachen, Egoismus privat und im Beruf, Austausch
- es war wichtig, die Progressive Muskelentspannung kennengelernt
zu haben
- die Treffen waren zu selten und zu kurz

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