FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 21. Jahrgang, 2. Halbjahr 2011

Bücherkiste



Martin Bohus, Martina Wolf-Arehult:
Achtsamkeit. Schritte zur seelischen Gesundheit.
2 Audio-CDs mit 16seitigem Book let,
Schattauer Verlag, Stuttgart 2011, 71 Minuten, 19,95 Euro
ISBN: 978-3-7945-5185-9

In der Frühjahrs-Ausgabe 2011 haben wir uns im Titelthema ausführlich mit den Grundlagen von „Achtsamkeit“ befasst und in vorangegangenen Ausgaben auch immer wieder Literatur dazu besprochen. Eine Hauptfrage dabei ist „Achtsamkeit – alles gut und schön, aber wie geht das praktisch?“ Nun liegt frisch aus der Pressmaschine eine quadratischpraktische Übungs-Doppel-CD vor. Neben einer Einführung in den Bereich „Achtsamkeit und Psyche“, sozusagen als „Hörbuch“, werden Übungsanleitungen und geführte Übungen angeboten, bei der auch die beiden Sprecherinnen, vor allem Bea von Malchus überzeugen. Auf der CD1 werden nach der Einführung die WAS-Fertigkeiten (Wahrnehmen-Beschreiben- Teilnehmen) und die WIE-Fertigkeiten (Annehmend-Konzentriert- Wirkungsvoll) der Achtsamkeit beschrieben. Die WAS-Fertigkeiten bedeuten „Was sollen wir üben?“, die WIE-Fertigkeiten bedeuten „Wie sollen wir die Übungen durchführen?“

Auf der CD 2 werden 14 Übungsbeschreibungen wie „Die Kamera“, „Das Nasentier“, „Die Reporterin“ oder „Das rohe Ei“ dargestellt und vier Beispiele für tägliche Meditationen angeleitet. Hilfreich dabei ist der Besitz oder die Anschaffung eines Küchen - weckers, der hilft, die Zeit einzuhalten. Wer will, kann dies sogar mit Apps für das Smartphone, etwa dem „solo-Timer“ bewerkstelligen.

Besonderes Plus ist ein Online- Modul, für das man sich allerdings auf der Schattauer-Homepage registrieren muss. Dort gibt es dann kostenlose Info- und Arbeitsblätter zur Achtsamkeit, aufgelockert durch Cartoons von Renate Alf. Mein Fazit: Eine gelungene Zusammenstellung – so werden Achtsamkeitsübungen leichtgemacht!

HGH

Maja Storch, Julius Kuhl:
Die Kraft aus dem Selbst. Sieben Psycho-Gyms für jeden Tag
Hans Huber Verlag, Bern, 2012, 303 S., 24,95 Euro
ISBN: 978-3-456-85012-2

Bei schwierigen Entscheidungen versuchen wir meist, rationale Entscheidungen zu treffen. Dabei wäre unser Bauchgefühl oftmals der bessere Ratgeber. Doch was genau ist dieses Bauchgefühl? Der bewusste Verstand ist daran scheinbar unbeteiligt, bei diesen Vorgängen schöpfen wir unsere Kraft aus dem Selbst. Unser Selbst besitzt faszinierende Fähigkeiten zur Lösung von Problemen, zur Motivation, zur Sinnfindung und zur Steuerung unserer Handlungen. Doch von vielen Menschen wird das Selbst im Alltag nicht oder nur unzureichend genutzt.

Die Schweizer Psychologin Maja Storch hat deshalb gemeinsam mit dem in Osnabrück lehrenden Psychologen Julius Kuhl spezielle Übungen entwickelt – die PsychoGyms: Gymnastik für die Psyche! In sieben Varianten kann man nun das eigene Selbst entwickeln und gezielt Kraft aus dieser Quelle schöpfen. Dabei helfen auch Arbeitsblätter, die im Internet zu finden sind:

www.verlag-hanshuber .com/kraftausdemselbst/storch_ arbeitsblaetter_gesamt.pdf
Im Buch ist der Link leider falsch angegeben.)

Den Anspruch, ein verständlich geschriebenes Buch zu sein, das so gut wie durchgehend auf Fremdwörter verzichtet, hält der Titel ein – Kompliment!

HGH

Paul Watzlawick:
Man kann nicht nicht kommunizieren-ein Lesebuch.
Hans Huber Verlag, Bern, 2011, 374 S., 19,95 Euro
ISBN: 978-3-456-85029-0

Zum erstenmal in Berührung gekommen mit den Ideen von Paul Watzlawick bin ich während meines Studiums in den 70er Jahren: Es ging in dieser Vorlesung um „Pragmalinguistik“, also in etwa um die Untersuchung dessen, was man (bewusst oder unbewusst) bewirkt, wenn man kommuniziert. Unter „Kommunikation“ hatte ich bis dahin nur das „Gespräch“ verstanden und war erst einmal verwirrt und danach fasziniert, als ich die These vom „nicht nicht kommunizieren können“ hörte.

Diese These oder auch dieses Axiom stammte aus einem damals erst kurz veröffentlichen Buch mit dem Titel „Menschliche Kommunikation“ – man schrieb das Jahr 1967. Friedemann Schulz von Thun nennt dieses Werk in seinem Beitrag zu dem vorliegenden „Lesebuch“ auch seine „Bibel“, deren Grundaussagen in keinem späteren Lehrbuch zur Kommunikation oder sogar in keinen Oberstufenbüchern im Fach Deutsch fehlten. Am bekanntesten dabei ist die Watzlawicksche Unterscheidung zwischen der „Inhalts-“ und der „Beziehungsebene.“ Das 1969 erschienene Werk sollte der Anfangspunkt von vielen weiteren Titeln Watzlawicks werden, die er alleine oder zusammen mit anderen WissenschaftlerInnen veröffentlichte.

Im Jahr 2011 wäre Watzlawick, der 2007 verstarb, 90 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren hat der Huber-Verlag aus Bern jetzt dieses Lesebuch mit Auszügen aus seinen wichtigsten Werken wie „Menschliche Kommunikation“, „Lösungen“, „Die Möglichkeit des Andersseins“ und „Münchhausens Zopf“ zusammengestellt. Eine vergnüglich, aufklärerische Angelegenheit, die sich auch hervorragend zum Verschenken eignet!

HGH

Christian Schubert: Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie
Schattauer Verlag, Stuttgart, 2011, 423 S.,69,00 Euro
ISBN: 978-3-7945-2700-7

Als sich im Jahr 1991 die Stiftung LEBENSNERV gründete, gingen wir davon aus, dass nur eine ganzheitliche Betrachtung der Zusammenhänge von Körper und Psyche, ja des ganzen Systems Mensch erfolgversprechend ist, wenn man zu neuen Erkenntnissen in der Psychosomatik kommen will. Aber vor 20 Jahren hätten wir noch nicht gewagt, wie folgt zu formulieren: „Nerven-, Hormon- und Immunsystem beeinflussen sich wechselseitig – hierfür liegen inzwischen zahlreiche Belege vor. Aber auch Psyche und soziales Umfeld haben Einfluss auf das Immunsystem. Die Vielfalt all dieser Aktionen formt ein komplexes Netzwerk, das entscheidend auf die Immunaktivität einwirkt. Ist auf dieser Basis eine gezielte Beeinflussung der Immunaktivität durch psychologische und psychotherapeutische Interventionen möglich? Eine spannende Frage, die von der Psychoneuroimmunologie (PNI) mit einem deutlichen Ja beantwortet wird – und deren differenzierte Beantwortung in diesem Werk auch Erklärungsmodelle dafür liefert, wie Psychotherapie körperlich kranke Menschen wieder gesund machen kann.“ Ein solches „Ja“ hatten wir schon immer vermutet, die fortschreitenden Ergebnisse der PNI machen uns sicherer, auch wenn Vieles, gerade im Bereich der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose, noch ungeklärt bleibt.

Der Herausgeber des vorliegenden Titels, Professor Christian Schubert, arbeitet an der Universität Innsbruck und ist auch Leiter der PNI-Arbeitsgruppe des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM). Er hat in diesem Buch Beiträge von führenden PNIForscherInnen aus Deutschland, Italien, USA, Kanada, Neuseeland und Österreich in vier Komplexen zusammengestellt: – Grundlagen der PNI, – Experimentelle Aspekte, – Klinische Aspekte – Thematische und methodische Besonderheiten des Forschungsbereiches. Im letzten Kapitel, von Schubert selbst verfasst, diskutiert der Autor die Ausweitung auf die „Soziopsychoneuroimmunologie“ – ein Zeichen dafür, dass die Zusammenhänge der Systeme immer deutlicher, aber auch immer komplexer werden – und der Wissenschaftssprache dafür bald die verständlichen Bezeichnungen ausgehen. Apropos Verständlichkeit: Leicht zu lesen ist dieses Buch nicht, sondern empfiehlt sich vor allem Fachleuten und fortgeschrittenen Laien.

HGH

Brigitte Boothe: Das Narrativ – Biografisches Erzählen im psychotherapeutischen Prozess
Schattauer Verlag, Stuttgart, 2011, 246 S., 36,95 Euro
ISBN: 978-3-7945-2801-1

Erzählen und Erinnern nehmen in der Psychotherapie eine wichtige Rolle ein: Die KlientInnen verleihen beim Erzählen ihren Alltagserlebnissen einen Sinn und stellen ihre Probleme und Beschwerden dar. TherapeutInnen können über solche Erzählungen die Persönlichkeitsdynamik der KlientInnen, ihre Beziehungsmuster, Konflikte und Wünsche in Erfahrung bringen.

Im vorliegenden Buch geht Brigitte Boothe, Professorin an der Universität Zürich und Expertin für Erzählungen in der Psychotherapie, unter anderem folgenden Fragen nach: Wie lassen sich Wunsch und Erzählung psychotherapeutisch einbringen? Und wie hängen Erzählung und therapeutische Beziehungsarbeit überhaupt zusammen? Hilfestellung bei der Analyse von Erzähltem gibt dabei ein systematisiertes Erschließungsverfahren der Universität Zürich, das als „Erzählanalyse Jakob“ bezeichnet wird. Wer mehr zu dieser Methode erfahren möchte, sei auf die Homepage www.jakob.uzh. ch verwiesen. Viele Mitschriften (Transkripte) von Erzählungen veranschaulichen in diesem Buch die kommunikative Wirklichkeit im Therapiegespräch, umfangreiche Beispiele aus dem klinischen Alltag ermöglichen es den LeserInnen, einen Bezug zur praktischen Arbeit herzustellen. Hilfreich für „Narrativ-Anfänger“ ist auch das abschließende Glossar mit den wichtigsten Begriffen aus der „Narratologie“.

HGH







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