FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 21. Jahrgang, 2. Halbjahr 2011





Bertold Ulsamer:
Empowerment in Zeiten der Krise.
An Schwierigkeiten wachsen, statt darin unterzugehen.
Wilhelm Goldmann Verlag, München 2004, 224 S.
ISBN: 3-442-21698-2,
übers Internet gebraucht oder neu zu beziehen (0,71 – 7,49 Euro)

Durch eine unserer Peer-Beraterinnen wurden wir auf diesen nicht ganz taufrischen Titel aufmerksam gemacht, den wir dennoch besprechen, da sich die Lektüre meiner Ansicht nach lohnt: Empowerment ist ein schwieriges Wort und zunächst ein theoretischer Ansatz, der vielen vielleicht recht kompliziert erscheint. Das müsste sich beim Lesen dieses Werkes schlagartig ändern: Der Autor, promovierter Jurist und Diplompsychologe, versteht es, Empowerment sozusagen für den Alltagsgebrauch verständlich darzustellen, ohne dass seine Ausführungen banal oder belanglos wirken.

Bertold Ulsamer vermittelt Anregungen und Vorschläge, keine Rezepte. So lautet eine Botschaft: „Probieren Sie nur aus, wozu Sie Lust haben. Vergessen und überschlagen Sie alles andere.“ Mir hat es gut gefallen, dass der Autor leicht und locker ohne „erhobenen Zeigefinger“ schreibt, und offensichtlich davon ausgeht, dass die Lösung der Probleme in seinen Leserinnen und Lesern selbst liegt.

Anhand von drei fiktiven Personen, die nach Scheidung, befürchteter oder erlebter Arbeitslosigkeit in schwere Krisen geraten sind, verdeutlicht der Autor die Phasen einer Krise sowie Wege zur Krisenbewältigung. Die Leserinnen und Leser werden immer wieder angeregt, sich selbst an kleinen Übungen zu beteiligen, die das eigene Denken beziehungsweise eigene Reaktionsmuster bewusst machen. So finden sich in den Text eingestreut häufig Kästen mit den Anleitungen zu solchen Übungen. Fußnoten und Literaturhinweise laden zur vertieften Beschäftigung mit der Thematik ein.

Deutlich wird beim Lesen des Buches, wie man oder frau selber dazu beitragen kann, in der Krise zu verharren, aber eben auch, wie die Kontrolle über das eigene Denken und Handeln zurückgewonnen werden kann. So macht das Buch insgesamt Mut, weil niemand lebenslang an den erlernten Verhaltensmustern festhalten muss. Vielmehr hat jede und jeder die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und neue Wege zu wagen. Da Krisen unvermeidlich zum Leben dazugehören, ist es wichtig zu lernen, mit Niederlagen, Verlusten, Enttäuschungen umzugehen, ohne daran zu zerbrechen. In dem vorliegenden Werk gibt Ulsamer Hinweise, wie Krisen genutzt werden können, um daran zu wachsen. Ein empfehlenswertes Buch, das Hoffnung macht!


Dankbar (Leseprobe aus dem Buch)

Für alle diejenigen, die vielleicht im Moment noch eifrig, aber umsonst, auf der Suche sind, warum und wofür sie eigentlich dankbar sein sollten, ein Text, der mich aus dem Internet erreichte:

„Dankbar? – Wofür? Für
• die Kleidung, die mal wieder zu eng geworden ist, weil es bedeutet, dass ich genug zu essen habe;
• den Teppich, den ich saugen muss, und die Fenster, die geputzt werden müssen, weil es bedeutet, dass ich ein Zuhause habe;
• die vielen Beschwerden, die ich über die Regierung höre, weil es bedeutet, dass wir die Redefreiheit besitzen;
• die Straßenbeleuchtung, die so endlos weit von meinem Parkplatz weg ist, weil es bedeutet, dass ich laufen kann und ein Beförderungsmittel besitze;
• die hohe Heizkostenrechnung, weil es bedeutet, dass ich’s warm habe;
• den Partner, der dir jede Nacht die Decke wegzieht, weil es bedeutet, dass er mit keinem anderen unterwegs ist;
• das Kind, das nicht sein Zimmer aufräumt und lieber fernsieht, weil es bedeutet, dass es zu Hause ist und nicht auf der Straße;
• die Steuern, die ich zahlen muss, weil es bedeutet, dass ich eine Beschäftigung habe;
• die riesige Unordnung, die ich nach einer gefeierten Party aufräumen muss, weil es bedeutet, dass ich von Freunden umgeben war;
• den Schatten, der mich bei meiner Arbeit “verfolgt”, weil es bedeutet, dass ich mich im Sonnenschein befinde;
• die Frau hinter mir in der Kirche, die so falsch singt, weil es bedeutet, dass ich hören kann;
• den Wäscheberg zum Waschen und Bügeln, weil es be deutet, dass ich Kleider besitze;
• den Wäscheberg zum Waschen und Bügeln, weil es be deutet, dass ich Kleider besitze;

Sehr treffend drückt Rabindranath Tagore aus, wie man auch dankbar sein kann für gute Zeiten, die verflossen sind: „Leuchtende Tage! Nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen.”

Quelle: Ulsamer 2004








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