FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 21. Jahrgang, 1. Halbjahr 2011

Wie wird man oder frau zum Empowerment-Trainer?

Unter dem Titel „Handlungskompetenz vermitteln – Persönliches Wachstum anleiten – Selbsthilfepotenziale stärken“ hat die Stiftung LEBENSNERV Ende 2010 einen Modell-Lehrplan für eine Weiterbildung als Empowerment-TrainerIn veröffentlicht. Erarbeitet wurde dieser Lehrplan auf einem ExpertInnenworkshop der Stiftung. Viele Teilnehmende an diesem Workshop waren selbst von Multipler Sklerose betroffen, arbeiten als Peer-Counseling-BeraterInnen oder haben bereits an Empowerment- Trainings der Stiftung LEBENSNERV teilgenommen: „Unser Ausgangspunkt für die Erstellung eines solchen Lehrplanes war, dass es noch nicht genügend TrainerInnen für die Durchführung von Empowermentkursen gibt“, meint Ilona Hahne, die als Referentin beim ExpertInnenworkshop teilgenommen hat und selbst auch schon Empowermentkurse angeleitet hat. „Mit dem vorliegenden Lehrplan ist jetzt ein Gerüst entstanden, auf dessen Basis weitere Personen als TrainerInnen ausgebildet werden können“.


Die Ziele der Weiterbildung lassen sich folgendermaßen kennzeichnen:

  1. Erwerb eingehender Kenntnisse über die eigene Geschichte als Person mit Behinderung und / oder chronischer Erkrankung, über eigene Verarbeitungsstrategien und Beziehungsmuster; Erwerb eines hohen Maßes an Selbstreflektion durch Selbsterfahrung.

  2. Erwerb eingehender Kenntnisse über ein ganzheitliches und menschenrechtlich geprägtes Verständnis von Behinderung/chronischer Erkrankung, sowie über die Konzepte des „Selbstbestimmten Lebens“, der „Selbstvertretung“ und des „Empowerments“.

  3. Erwerb von Grundkenntnissen und Erfahrungen in Gruppenarbeit und Gruppeninterventionen sowie (kreativer) Moderationsmethoden.

  4. Erwerb eingehender methodisch-didaktischer Kompetenzen sowie von Medienkompetenzen zur Planung und Durchführung von Trainings im Sinne des zugrunde liegenden Empowerment-Konzeptes

  5. Erwerb von Kenntnissen in den Wissensbereichen: Menschenrechte, Behindertengleichstellungs- und Sozialrecht; (gewaltfreie) Kommunikation; Kommunikationstechniken und Kommunikationsregeln; Salutogenese


Die Weiterbildung, die nicht nur für MS-Betroffene gedacht ist, läuft über einen Zeitraum von zwölf Monaten und ist in sechs Ausbildungseinheiten gegliedert. Ein Termin für die erste Weiterbildung steht jedoch noch nicht fest.

Empowerment ist ein Konzept in der sozialen Arbeit und in der Gesundheitsförderung, das sich seit den 80er Jahren international durchgesetzt hat. Unter Empowerment wird ein Prozess verstanden, der die vorhandenen Stärken der Betroffenen unterstützt und durch den Menschen mehr Kontrolle über ihre Entscheidungen und Handlungen erlangen. Im Lehrplan der Stiftung LEBENSNERV wird das Empowermentkonzept erstmals mit dem menschenrechtlichen Modell von Behinderung sowie der Philosophie des selbstbestimmten Lebens zusammengeführt.

In der UN-Behindertenrechtskonvention findet sich das Konzept des Empowerment ebenfalls wieder. Speziell in Artikel 6 Absatz 2 (Frauen mit Behinderungen) ist es verankert und trägt damit der Situation Rechnung, dass Frauen mit Behinderungen häufig mehrfache Diskriminierungen erleben.



Der Lehrplan ist unter
www.lebensnerv.de
als download erhältlich.





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