Stiftung LEBENSNERV, FORUM PSYCHOSOMATIK 1/09 |
Das existierende Videomaterial zum Leben mit einer Behinderung, speziell mit Multipler Sklerose (MS) wurde vor einigen Monaten auf einer Fortbildung der Peer-Beraterinnen der Stiftung LEBENSNERV als äußerst unbefriedigend und teilweise sogar kontraproduktiv empfunden. Behinderte Menschen werden darin häufig als Opfer dargestellt, ohne aktive, lebensbejahende Rollen und nicht als AkteurInnen mit Selbstwirksamkeit. Was also tun? Drehen wir selbst einen Film!? Leichter gesagt als getan!
Doch der Beschluss stand fest: Auf einem weiteren Wochenend- Seminar sollte ein Kurzvideo geplant und erstellt werden. Den BetrachterInnen des Videos, so das Ziel, soll vermittelt werden, dass auch mit einer chronischen Erkrankung wie MS ein selbstbestimmtes Leben möglich ist.
Ende November 2008 begann dann (mit finanzieller Förderung durch das BM Gesundheit) das Abenteuer – mit heftig einsetzendem Schneefall in Rheinsberg, dem Drehort – und mit der Diskussion von handwerklichen Fragen der Filmerstellung:Was ist die Botschaft des Filmes? Was sind die handwerklichen Elemente eines Films? Wie erstellt man einen Filmplan?
In der Diskussion einigte man sich schnell darauf, dass ein Film mit mehreren Sequenzen erstellt werden soll, der an den real existierenden „Schreckgespenstern“ der eigenen Person, die mit der Erkrankung an MS verbunden sind, ansetzt. Dies können die Diagnosemitteilung und damit verbundene Prognosen sein, es können Ängste und Vorbehalte, Ausdrücke von Erwartungen nahestehender Personen sein, etc. In den eigenen Worten der Person soll dieses „Schreckgespenst“ dann weiter beschrieben werden. Die Botschaft des Films sollte die „Entmystifizierung der MS“ sein. Der Film sollte desWeiteren ohne Kommentar auskommen und die Original- Aussagen der Darstellerinnen enthalten, um eine authentische Wirkung zu erzielen. Für einen Freitagnachmittag schon ein tolles Ergebnis!
Am Samstagvormittag wurde dann der Grob-Filmplan erstellt und mit den Dreharbeiten begonnen, wobei jeweils eine Beraterin zu den Dreharbeiten hinzugezogen wurde und die jeweils anderen Beraterinnen am Feinplan für die Szenen, die Reihenfolge und den Titel arbeiteten. Als Titel wurde festgelegt: „Schluss mit lustig? Unterwegs mit MS“. In diesem Titel werden sowohl die realen Ängste aufgefangen als auch die Unterschiedlichkeit des Lebens mit einer chronischen Erkrankung.
Insgesamt wurden bis zum Sonntag mittag neun Sequenzen gedreht. So entstand ein Video in der Länge von acht Minuten und 16 Sekunden. Kamera und Ton wurden durch den freiberuflichen Kameramann Gerd Jäkel, der unter anderem für das ZDF arbeitet, besorgt. Die Endproduktion des Videos (Schnitt, Nachbearbeitung, DVD-Version, Internet-Version) wurde nach dem Wochenende durch das Berliner Filmbüro una cum durchgeführt.
Am 18. April 2009 fand dann die Erstaufführung im Berliner Kleisthaus statt, dem Dienstsitz der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Seit diesem Datum ist das Video auch auf der Homepage der Stiftung LEBENSNERV und auf der Videoplattform youtube eingestellt. Jetzt sind wir auf Ihre Reaktionen gespannt!
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