Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/08

Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des Empowerment-Trainings


Wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, sind unsere beiden ersten Staffeln eines Empowerment- Trainings „MeineStärken entdecken!“ abgeschlossen. Jeweils 12 Personen ( 23 mit Multipler Sklerose und eine Person mit einer chronischen Augenerkrankung) haben in den Jahren 2007 und 2008 an je vier Wochenendseminaren teilgenommen. Da es sich um Neuland handelte, wollten wir natürlich auch wissen, ob ein solches Empowerment-Training überhaupt wirksam ist. Als „Wirkungsmessgerät“ setzten wir den „Fragebogen zur Lebensorientierung“ auch (SOC-29-Skala) ein. Die wissenschaftliche Fragestellung dazu lautete deshalb: Kann es durch eine gezielte Intervention (also eines Trainings) bei chronisch kranken Menschen zu einer (positiven) Veränderung des Kohärenzgefühls (Sense of Coherence, SOC, nach Antonovsky) kommen?

Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung durch die HAWK Hildesheim deuten darauf hin, dass es durch das Training zu einem deutlich erhöhten Kohärenzgefühl im Vergleich zu einer Kontrollgruppe gekommen ist, die im gleichen Zeitraum kein Training absolvierte. Über die genauen Ergebnisse werden wir Sie in der Ausgabe 1/2009 unterrrichten.

Im Rahmen einer Selbstevaluation (Selbstauswertung) haben wir aber zusätzlich zur wissenschaftlichen Begleitung nach Abschluss der ersten Staffel (Ende 2007) eine anonymisierte Befragung der TeilnehmerInnen mit zwei unterschiedlichen Fragebögen vorgenommen. Zum Ende der ersten Staffel wurde noch auf dem Abschlusswochenende ein fünfstufiger „Zufriedenheitsbogen“ erhoben. Per Post und auch ohne Absenderangabe wurde außerdem ein detaillierter „Auswertungsbogen“ mit 13 Rubriken zu den Inhalten und den einzelnen Übungen versandt und ausgewertet.





Zufriedenheitsbogen

Es wurden vier Fragen gestellt, die auf einer Skala von 1 – 8 (1 ganz hoch, 2 hoch, 3 noch hoch, 4 mittelmäßig, 5 mäßig, 6 noch mäßig, 7 schlecht, 8 ganz schlecht) zu bewerten waren. In Klammern stehen die durchschnittlichen Ergebnisse:


1.Wie schätzt Du den Seminarverlauf ein? (1,91)
2. Gab es Gruppenprozesse, die für Dich von persönlicher Bedeutung waren? (1,82)
3. Gab es für Dich Möglichkeiten zur Umsetzung der Inhalte im Alltag? (2,27)
4.Wie war für Dich das soziale Klima in der Gruppe? (1,64)

Im Schnitt wurde also ein Wert von 1,91 erreicht.

Auswertungsbogen

Zum Auswertungsbogen seien hier nur einige charakteristische Auszüge aus den Antworten wiedergegeben, da es ansonsten den Rahmen dieses Artikels sprengen würde:

1.Wie beurteile ich den Gesamtverlauf des Trainings? „Eine stetige Steigerung des Angebots/der Inhalte. Ein dem Jahreszeitenverlauf folgendes Seminar, die Einteilung übers Jahr hat mir sehr gut gefallen, weil es so lebensnah und bejahend war.“

2. Entsprach der Verlauf des Trainings meinen Erwartungen? „Ich hatte wenig konkrete Erwartungen, war sehr offen für neue Erfahrungen, die ich während des Trainings auch gemacht habe. Meine Befürchtungen, dass ich als nur wenig Behinderte nicht zur Gruppe gehöre, haben sich schon sehr bald als falsch und unnötig erwiesen.“

3.Welche Gruppenprozesse haben mir persönlich etwas gebracht? „Austausch in kleinen Gruppen und abendliches Zusammensitzen“„ die Bearbeitung konkreter aktueller Probleme – z.B. in Rollenspielen“

4. Welche konkreten Hilfen und Anregungen habe ich bekommen? „Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren,Wünsche zu erkennen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen; mehr Selbstvertrauen“

5. Welche persönlichen Erfahrungen waren für mich fördernd? „Ich bin nicht allein“ „Ich habe gelernt, auf andere zuzugehen und sie so zu nehmen, wie sie sind und auch Trost und Hilfe anzunehmen“

6. Welche persönlichen Erfahrungen waren für mich hinderlich/ einengend? „Manchmal habe ich mich unter Druck gefühlt, meine Interessen immer kämpferisch durchsetzen zu müssen. Im Rollenspiel war das zum Teil für mich förderlich, manchmal sehr anstrengend“

7. Welche Übungen waren für mich besonders wichtig? „Ich will“ sagen lernen „Rollenspiele und Hausaufgaben“ „Meditationen und Entspannungsübungen / Feldenkrais“

8. Welche Übungen haben mich nicht weitergebracht? „gab es eigentlich nicht“

9. Welche Übungen würde ich nicht mehr machen wollen? „Es ist keine für mich überflüssige dabei“

10.Welche persönlichen Veränderungen hat dieses Training für mich herbeigeführt? „Dass ich die MS-Erkrankung eher akzeptiere und nicht mehr so oft versuche,sie zu verdecken und zu überspielen. Das gibt mir mehr Freiheit und spart Kräfte“ „Zuwachs an Selbstvertrauen und Mut, größere Klarheit in meinen Beziehungen zum Ich, zum Partner, zu Freunden und Mitmenschen“

11.Wie war die Übertragbarkeit in den Alltag? „Unterschiedlich; konkrete Situationen, die ich im Rollenspiel gespielt habe, konnte ich im Alltag besser bewältigen, wenn ich bewusst darauf geachtet habe. Ich hoffe, irgendwann geht es auch von selber“ „Spielerisch und leicht, da Übungen sehr praxisnah“

12. Sonstiges, was ich noch bemerken möchte: „Wichtig war die Leitung durch „Betroffene“. Vollwert-Verpflegung wäre wünschenswert

13. Kritik „Gut, anstrengend, aber sehr anspruchsvoll!!! Anstrengend“ „Mehr männliche Teilnehmer hätte ich mir gewünscht“ „Hätte mir mehr meditative Übungen gewünscht“ „Keine Kritik, da gute Mischung aus theoretischen Konzepten (Salutogenese) und praktischen Übungen“ „Das allgemeine „Duzen“ kam mir etwas zu früh, später war es aber sehr stimmig. Ich habe mich in der Gruppe immer sehr wohl gefühlt. Alle waren um eine gute Atmosphäre bemüht, es gab auch kaum Ausgrenzungen aus der Gruppe“

Unser Fazit der Selbstauswertung: Über beide Evaluationsinstrumente konnten eine hohe Zufriedenheit der TeilnehmerInnen und eine gute Bewertung des erzielten Erfolges festgestellt werden.


HGH




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