Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/03



Inhalte der Weiterbildung

Bei den Inhalten der Ausbildung wurde nach fünf Unterpunkten unterschieden, wobei sich nicht alle starr gegeneinander abgrenzen lassen und es zu Überschneidungen kommen kann.

Theorien, Konzepte, Grundlagen:
- medizinische Infos über MS
- ganzheitliche Sicht von MS
- bio-psycho-soziales Modell
- Theoretische Konzepte von Erkrankung
- Salutogenese
- Subjektive Krankheitstheorien
- Kommunikationsmodelle
- Grundlagen: Was ist Therapie, was ist Beratung?
- Bild von Behinderung in der Gesellschaft
- Körpergefühl, Körperidentität
- Grundlagen der Psychopathologie

Peer-Ebene/Empowerment:
was bedeutet Peer-Counseling
im Unterschied zu Therapie?
- Geschichte des Peer-Counseling
- Konzept des Empowerment/-selbstbestimmt-Leben

Beratungstechniken und -methoden:
- Thematisierung von „peinlichen“ Themen
- Umgang mit Grenzen, eigenen und denen der anderen
- Abgrenzung
- Peer-Counseling in Gruppen
- Auftragsklärung in der Beratung

Selbsterfahrung:
- Bilder von MS / Negativzuschreibungen bei MS
- Eigene Krankheitsgeschichte /
Selbsterfahrung
- Identität - Stigma
- Eigenwahrnehmung, Außenwahrnehmung,
Fremdwahrnehmung
- Akzeptieren von unterschiedlichen Realitäten
- Monatsübungen als Hausaufgaben
(etwa „wie oft unterbreche ich andere?“)

Die Selbsterfahrung sollte sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausbildung ziehen.

Thematische Inhalte der Ausbildung:
- Abschied / Wut - Trauer
- Fatigue-Syndrom
- Schuld und Verantwortung
- Familie
- Sexualität
- Hilfsmittel
- Persönliche Assistenz
- Leben mit der Angst
- Tabuthema MS
- Unsicherheit - Erkennen der inneren Stimme
- Partnerschaft
- Beruf / Berentung
- Suizidalität
- Soziale Kompetenz, Umgang mit Hilfe
- Sekundärer Krankheitsgewinn
- Behinderung als Chance
- Arzt-Patient-Verhältnis
- Gender-Aspekt /Selbstbild als Frau/Mann

Rahmenbedingungen der Weiterbildung

Zu den Rahmenbedingungen wurden unter anderem folgende Bereiche genannt:

Qualifikation der AusbilderInnen:
- behindert oder chronisch krank, möglichst MS-betroffen
- Identifikation mit der Idee des „selbstbestimmten Lebens“
- Kenntnisse (Erfahrungen und Leitung) in der Erwachsenenbildung
- Therapeutischer Hintergrund
- Selbsterfahrung, erfolgte Auseinandersetzung
mit eigener Erkrankung/Behinderung
- Langjährige Beratungserfahrung
- Supervision, wenn im Bereich
Selbsterfahrung/Therapie arbeitend
- Nachgewiesene Fachkompetenz
entsprechend des jeweiligen Inhaltes
- Innere Haltung: offen, authentisch, teamfähig
- Ganzheitliche Sicht von MS
- Bereitschaft zu barrierefreier
Gestaltung der Unterrichtsinhalte

Qualitätskontrolle:
- schriftliche Evaluation / Fragebögen
- langfristige Nachbegleitung /
wissenschaftliche Begleitung
- Auswertungstreffen bei der
Hälfte und zum Schluss der Ausbildung
- Regelmäßige Treffen der AusbilderInnen
- Feste Person/en für Koordination
und Begleitung der Ausbildung

Auswahlverfahren für ein Zertifikat:
- Teilnahme an gesamter Ausbildung
- Allgemeine Fehlzeitenregelung
- Unterscheidung von Teilnahmebestätigung
und Zeritifikat
(mit Beschreibung der Ausbildungsinhalte)
- Überprüfung der Beratungskompetenz
in konkreten Rollenspielen
- Nachweis von Beratungen, Falldarstellung + Dokumentation
(schriftliche Arbeit)
- Nachweis von Supervision

Supervision:

SupervisorInnen sollten nach Möglichkeit chronisch krank oder behindert sein, dies ist jedoch keine zwingende Voraussetzung Im ersten Ausbildungsjahr ist Supervision ein freiwilliges Angebot, im zweiten Jahr ist es verpflichtend, parallel zur beginnenden Beratungsarbeit

Wie ging es nach dem Workshop weiter?

Inzwischen ist ein Pilotcurriculum entstanden, in das auch die Ergebnisse des Workshops eingeflossen sind und das kontinuierlich weiter entwickelt und ausgebaut wird. Über die Homepage der Stiftung LEBENSNERV (www.lebensnerv. de) ist der jeweilige Stand abzurufen. Ebenfalls wurde eine Ausschreibung zur Weiterbildung in „Lebensbegleitender Beratung“ erstellt, mit der BewerberInnen für die Pilot-Weiterbildung 2004/2005 gewonnen werden sollen (siehe Mittelseiten in dieser Ausgabe). Nun kann die Weiterbildung beginnen!



H.- Günter Heide

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