Stiftung LEBENSNERV, FORUM PSYCHOSOMATIK 2/03 |
Wichtig ist dabei, dass die HHN-Achse einen Schutz- oder Anpassungsmechanismus darstellt, der sowohl durch Überaktivität als auch durch zu geringe Aktivität zu schädlichen Effekten führen kann. So konnte bei Tieren mit einem angeborenen HHN-Aktivitätsmangel gezeigt werden, dass eine tierexperimentelle MS viel schwerer verläuft. Kürzlich wurde darüber hinaus auch gezeigt, dass bei Tieren ohne angeborene Störung eine schwächere HHN-Antwort ungünstig für den weiteren Verlauf der Krankheit ist. Untersuchungen bei MS-Patienten zeigten bislang widersprüchliche Befunde, was zum Teil auf die Heterogenität der Erkrankung und auf die Schwierigkeit, empfindliche Messysteme zu entwickeln, zurückzuführen ist (Übersicht bei Wei & Lightman, 1997). Mit einem neuen Funktionstest konnten seit 1996 verschiedene UntersucherInnen zeigen, dass bei MS eine Dauerhyperaktivität der HHN-Achse besteht, so dass aufgrund der Dauerüberlastung bei einer akuten Belastung keine angemessene Reaktion mehr möglich ist. Wir konnten diese Befunde erweitern und zeigen, dass insbesondere PatientInnen mit kognitiven Störungen diese Veränderungen zeigen (Heesen et al., 2002a). Der genaue Zusammenhang hier ist unklar und Gegenstand weiterer Untersuchungen. Darüber hinaus scheint diese Störung für den weiteren Verlauf der Erkrankung bedeutsam zu sein: PatientInnen mit HHN-Hyperaktivität verschlechtern sich im weiteren Verlauf eher als Patienten mit normaler HHN-Funktion.
Bewegung tut gutWeitere Untersuchungen in unserer Arbeitsgruppe beschäftigten sich mit der Reaktion von MS-PatientInnen auf standardisierte Belastungssituationen (Hirnleistungstests, Fahrradergometrie). Hier konnten wir generell eine verminderte Reaktionsfähigkeit des Immunsystems auf der Ebene von bestimmten Botenstoffen zeigen, die sich zum Beispiel durch ein achtwöchiges Fitnesstraining (zwei- bis dreimal pro Woche für je 30 Minuten) normalisierte (Heesen et al., 2002b; Heesen et al., 2003). Ferner fanden wir, dass bei MS-PatientInnen wie bei Gesunden bestimmte Nervenwachstumsfaktoren unter körperlicher Belastung vermehrt produziert und im Blut gemessen werden können (Gold et al., 2003).
Zusammenfassend vermuten wir, dass wiederholte kontrollierte mäßige körperliche (und auch geistige?!) Belastung eher einen günstigen Effekt auf Stressregulationsmechanismen und das Immunsystem bei MS haben. Hier sind allerdings weitere Untersuchungen erforderlich.
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