Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/99

ABM-Projekt: Wie geht es weiter mit dem Begleitdienst?

von Bernd Thönges

Das Angebot eines auf die MS spezialisierten Begleitdienstes für Berlin fand unter den Betroffenen große Resonanz. Die Mobilitätshilfe ist praktischer Schwerpunkt des Projekts zur "Verbesserung der Lebensqualität MS-Betroffener", das mit der Stiftung LEBENSNERV kooperiert. (Vgl. FP 1/99, S.8ff.) Mit 74 Frauen und 24 Männern stehen wir in Kontakt; leider können wir nur 42 regelmäßig betreuen. Mehr ist von zwei hauptamtlichen Kräften und einer Koordinatorin nicht zu schaffen, denn die Einsätze mit den Betroffenen sind ebenso vielfältig wie zeitaufwendig: Einkaufsbummel, Ausflüge, Arzt- und Ämtergänge, Besuche von öffentlichen Einrichtungen, Cafés, Museen, Kinos, Ausstellungen oder der Universität; hinzu kommen Gespräche, Vorlesestunden und andere gemeinsame Aktivitäten zu Hause. Auch die Einbindung von drei ehrenamtlichen MitarbeiterInnen änderte wenig am Mißverhältnis zwischen unseren beschränkten Kräften und dem wachsenden Bedarf.

Ein Begleitdienst speziell für MS-Betroffene ist bislang einmalig in Berlin. Eine MS-Erkrankung verläuft bei jedem Menschen anders. Deshalb passen wir die Betreuungen den unterschiedlichen Lebensrealitäten an. Die meisten, die unsere Hilfe beanspruchen, befinden sich in einem fortgeschritteneren Stadium der MS. Eingeschränkt in ihrer Mobilität, sind sie vom Verlust gewachsener sozialer Bezugssysteme bedroht. Viele suchen deshalb in der Betreuungsbeziehung auch einen Ersatz für fehlende oder unzureichende soziale Bindungen. So wächst dem Begleitdienst zusätzlich zur Moblitätshilfe auch eine kommunikative Aufgabe zu.

"Der Begleitdienst hat mir einen Kick gegeben, mich wieder mehr mit Dingen zu beschäftigen, die außerhalb der Krankheit liegen. Ich hoffe sehr, dass es weitergeht nach dem 15. November". So lautet das Votum einer gehbehinderten MS-Betroffenen, und sie steht damit stellvertretend für viele andere hier in Berlin. Alle wissen sie: mit dem 15. November 1999 läuft das Projekt erst einmal aus. Denn grundsätzlich sind AB-Maßnahmen zunächst auf ein Jahr befristet. Und über eine mögliche Verlängerung um ein zweites Jahr wird das Arbeitsamt Berlin Nord erst in den nächsten Wochen entscheiden. Den entsprechenden Antrag hat der Träger des Projekts MUT Gesellschaft für Gesundheit mbH schon gestellt. Danach ist vorgesehen, den Begleitdienst künftig noch stärker als bisher zum Zentrum der Projektarbeit zu machen. Um die große Nachfrage zu decken, schlägt der Antragsteller eine Erweiterung von zwei auf fünf Begleitpersonen vor. Wegen des höheren organisatorischen Aufwands soll dann das Projekt direkt beim Träger MUT angesiedelt sein.

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