FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 23. Jahrgang, 2. Halbjahr 2013

Aufeinander zugehen: Neue Peer-CounselorInnen stellen sich vor

Vor einem guten Jahr, im September 2012, haben wir unsere Peer-Counseling-Ausbildung begonnen. Jeden Monat haben wir ein ganzes Wochenende gemeinsam gelernt, im vergangenen Oktober sogar eine ganze Woche. Wir hatten außerdem viel zu lesen, einige Hausaufgaben zu schreiben sowie eine Abschlussarbeit abzuliefern. Die Ausbildung umfasste zahlreiche Themen, darunter medizinische Informationen über MS, Empowerment / selbstbestimmt Leben- Geschichte und Philosophie, Peer-Counseling- Geschichte und Methoden, die Grundlagen der personenzentrierten Beratung und der Kommunikation, die ganzheitliche Sicht sowie psychosomatische und geschlechtsspezifische Aspekte der MS, Einsichten in das medizinisches System, die ganzheitliche Sicht von Behinderung und chronischer Krankheit (integrierte Medizin, Salutogenese), den Umgang mit Professionellen und Behörden, den Umgang mit Verlust, Trauer, Sterben und Suizidalität, die Möglichkeiten des selbstbestimmten Lebens mit Assistenz, mit Hilfe und Abhängigkeit, Körpergefühl, Sexualität, Sexualhilfen, sexualisierte Gewalt, das Leben mit Familie, Partnerschaft und Kindern, mit und ohne Berufsausübung, finanzielle Absicherung, die Beratungspraxis, Grenzen und Abgrenzung in der Beratungspraxis und Öffentlichkeitsarbeit zur eigenen Beratungsarbeit.
Sehr viel Stoff! Aber es hat uns auch sehr viel Freude bereitet, gemeinsam zu lernen. Obwohl ich bereits in der Beratung tätig bin, hat mir die Fortbildung gezeigt, dass es noch weitere Aspekte gibt, die bei der Lösung von Problemen helfen können. Für mich persönlich war es auch wichtig zu lernen, dass ich meine eigenen Erfahrungen und Gefühle die MS betreffend nicht auf meine Gesprächspartner übertragen darf. Besonders wichtig wird es in Zukunft sein, Rat suchenden Menschen zu helfen, eigene Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme zu entwickeln und eigene Lebensziele zu erreichen, ohne sich von anderen bevormunden zu lassen.

Barbara Wohlfeil

Vier neue BeraterInnen berichten

Ich heiße Frank Müller und bin 47 Jahre alt. Bis zu meiner MS- Diagnose habe ich in einer Kunstgalerie als Galerist gearbeitet. Die Peer-Counseling-Weiterbildung hat mir sehr geholfen mich mit der MS-Diagnose und den Symptomen auseinanderzusetzen. Das Konzept, gemeinsam mit den Ratsuchenden im Gespräch die eigenen Stärken und Bedürfnisse herauszuarbeiten und sie dadurch zu befähigen, Herausforderungen anzunehmen und anzugehen, halte ich für den richtigen Weg.

Gaby Tkatczenko.
60 Jahre alt, Iyengar Yogalehrerin
Durch das Peergefühl ahne ich, dass ich durch die Ausbildung konstruktiv helfen kann. Ich habe gelernt, mein Fühlen, Denken und Handeln zu respektieren, wertzuschätzen und die Erkenntnis gewonnen, dass Behindertsein ein wertvoll-wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist.
Auch durch diese Einsicht hat sich meine Lebensqualität erheblich verbessert. Ich lebe freier und unbeschwerter, glücklicher. Dieses und noch vieles mehr möchte ich durch das neu erworbene Wissen weitergeben.

Ich heiße Irmgard Walleshauser, bin 51 Jahre alt, Dipl. Pädagogin und Gestalttherapeutin. Für mich kam die Weiterbildung genau im richtigen Moment, als ich meinen Job als Dozentin an der Freien Fachschule aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste und ich mir überlegte, wie es beruflich weitergehen könnte. Persönlich war es für mich eine wichtige, grundlegende Erfahrung, mich selbst mit Themen rund um die MS auseinanderzusetzen. Das hat mich sicherer gemacht im Umgang mit MS, hat mir viele Ängste genommen. Selbst wenn ich irgendwann im Rollstuhl sitzen sollte (was nicht sein muss) wird mein Leben selbstbestimmt und gut weitergehen. Ich kann klar sagen: meine Lebensqualität hat sich erheblich verbessert. Beruflich hat mir die Weiterbildung neue Optionen eröffnet. Als Betroffene und Gestalttherapeutin ist es mir ein wichtiges Anliegen, mich für Menschen mit MS einzusetzen, entweder in der Beratung oder in der Therapie. Eine wichtige Erkenntnis ist dabei: ich kann nur dann gut beraten, wenn ich mich selbst mit den Themen auseinandergesetzt habe.

Mein Name ist Barbara Wohlfeil. Ich bin 58 Jahre alt und seit neun Jahren als Beratungskraft in der DMSG. Die ersten sieben Jahre war ich ehrenamtlich tätig; seit 2012 arbeite ich auf Minijob-Basis. Durch die Fortbildung habe ich noch viele neue Aspekte kennengelernt, die mir helfen, die Probleme betroffener Menschen von mehreren Seiten zu beleuchten. Wichtig war es für mich zu lernen, nicht zu sehr meine eigenen Erfahrungen in die Gespräche einfließen zu lassen.





voriger Artikel ** nächster Artikel
FP-Gesamtübersicht
Startseite