FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 23. Jahrgang, 1. Halbjahr 2013

Stress als Risikofaktor für Multiple Sklerose*

Hintergrund:

Stress wird seit der Beschreibung der MS durch Jean-Martin Charcot als einer der auslösenden Faktoren gesehen. Bis heute gehen viele Veröffentlichungen davon aus, dass sowohl der Beginn als auch ein Schub bei MS durch psychologischen Stress geprägt sein kann. Die vorliegende Untersuchung hat das Ziel, das bisherige Wissen über diese Zusammenhänge zusammenzustellen, wobei wir uns im Wesentlichen auf die Qualität der Langzeitstudien konzentrieren.

Methoden:

Wir haben „handverlesen“ die Datenbank MEDLINE im Zeitraum von Januar 1980 bis November 2010 mit den Begriffen 'stress and multiple sclerosis' durchsucht, wobei wir uns bewusst auf die englische Begrifflichkeit gestützt haben. Wir haben nur Langzeitstudien aufgenommen. Die Newcastle-Ottawa-Skala, die von der Cochrane Collaboration vorgeschlagen wird, haben wir genommen, um damit die Qualiät der Langzeitstudien zu beurteilen.

Ergebnisse:

Wir konnten siebzehn Publikationen analysieren, davon fünf für den Beginn der MS (eine Kohortenstudie und vier Fall-Kontroll-Studien), und 12 für Schübe (neun Kohortenstudien und drei Fall-Kontroll-Studien). Wir haben einen deutlichen Unterschied in der Art der Messung des Stresses gefunden: die meisten befassten sich mit Stress durch Umweltfaktoren. Nur zwei Publikationen benutzten radiologische Kriterien bei MS-Schüben. Qualitätskriterien wurden hauptsächlich in der Vergleichbarkeit identifiziert. Es zeigte sich, dass in den Studien die unterschiedlichen auslösenden und psychosozialen Faktoren im Bezug auf MS-Stress-Zusammenhänge nicht adäquat kontrolliert wurden. Ferner wurden Probleme der Auswahl und der Verblindung in den meisten Fall-Kontroll-Studien festgestellt. Bis auf zwei Studien gingen alle von einem Zusammenhang von MS und Stress aus, aber bedingt durch die Unterschiedlichkeit bei der Messung des Stresses konnten keine sicheren Schlussfolgerungen gezogen werden.

Schlussfolgerungen:

Zukünftige Studien sollten einen multidisziplinären Ansatz zur Messung von Stress und radiologische Kriterien für MS beinhalten. Wir ermutigen ForscherInnen weiterhin dazu, den Effekt von frühen Stressereignissen sowie Techniken zum Stressmanagement im Rahmen des klinischen Verlaufs der Erkrankung zu untersuchen.


* Bei diesem Text handelt es sich um eine Übersetzung des Beitrags von Artemiadis AK, Anagnostouli MC, Alexopoulos EC: Stress as a risk factor for multiple sclerosis onset or relapse: a systematic review. In: Neuroepidemiology. 2011; 36(2):109–20. (Übersetzung: HGH)


Kontakt zu den AutorInnen:
Immunogenetic Laboratory,
Department of Neurology,
Aeginition Hospital, National and Kapodistrian University Medical School, Athens, Greece
artemiad@med.uoa.gr

Quelle:







voriger Artikel ** nächster Artikel
FP-Gesamtübersicht
Startseite