FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 20. Jahrgang, 2. Halbjahr 2010

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

es wird kälter in Deutschland. Das liegt nicht nur an der Jahreszeit, sondern auch an aktuellen politischen Weichenstellungen:
Während der Hartz IV-Regelsatz um 5 Euro monatlich erhöht wird, reduziert er sich gleichzeitig für behinderte Hartz IV-EmpfängerInnen, die keinen eigenen Haushalt führen, um 68 Euro proMonat. Durch das GKV-Finanzierungsgesetz werden die finanziellen Mehrbelastungen in Zukunft allein zulasten der Beitragszahlenden gehen. Viele chronisch kranke und behinderte Menschen machen bereits jetzt die Erfahrung, dass die Gesundheitsversorgung immer teurer und gleichzeitig immer schlechter wird. Dieser Trend wird sich vermutlich weiter verschärfen.

Nach dem Vorschlag einer Arbeitsgruppe der Gemeindefinanzierungskommission beim Bundesfinanzministerium sollen Fahrdienste für behinderte Menschen eingespart werden,Menschen in Einrichtungen sollen in Zwei- statt Einbettzimmern untergebracht werden.

Soweit einige der geplanten Grausamkeiten. Grund genug, zu verzweifeln und aufzugeben? Nein, bloß nicht! Sicherlich müssen wir uns wärmer anziehen, Verbündete suchen und gemeinsam Widerstand leisten. Unterstützung finden wir dabei in der UN-Behindertenrechtskonvention, die seit März 2009 geltendes Recht in Deutschland ist. Mit der Konvention haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, alle erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen, damit Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt ohne Benachteiligungen leben und sich entfalten können.

Die Behindertenrechtskonvention kann hilfreich sein. Als ermutigend habe ich es auch erlebt, von Bundespräsident Christian Wulff mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt zu werden. Immerhin habe ich diese Auszeichnung auch als Anerkennung des Mutes zur eigenen Meinung erlebt. Am Rande der Ehrung sprach mich der Bundespräsident auf die psychosomatische Sichtweise bei MS an, die er für einen vielversprechenden Ansatz hält. Wir haben verabredet, in Verbindung zu bleiben.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und ermutigende Begegnungen in der kalten Jahreszeit!


Ihre

Dr. Sigrid Arnade




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