Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/05

Bücherkiste


Arist von Schlippe / Willy Christian
Kriz (Hrsg.): Personzentrierung und Systemtheorie. Perspektiven
für psychotherapeutisches Handeln. Vandenhoeck & Ruprecht
Göttingen 2004, 307 S. 24,90 Euro
ISBN: 3-525-49078-X
Dieser Band, so heißt es in der Verlagsankündigung, bringt zum ersten Mal zwei Strömungen zusammen,
die in der modernen Psychotherapie eine Rolle spielen. Gemeint sind die „personenzentrierten“
und die „systemischen“ Konzepte, also eine durchaus spannende Fragestellung. Anlass
der Veröffentlichung ist der 60. Geburtstag von Jürgen Kriz, der die „personenzentrierte Systemtheorie“
entwickelt hat. So hatten die Herausgeber das Interesse, in diesem „Geburtstagsband“ ein breites
Spektrum von AutorInnen zu versammeln, die mit Kriz jahrzehntelang in wissenschaftlichem und therapeutischem
Austausch standen. Da der Untertitel „Perspektiven für psychotherapeutisches Handeln“
lautet, könnte man leicht geneigt sein zu meinen, ein leicht verständliches und eher praxisorientiertes
Werk vor sich zu haben. Doch m.E. ist das Gegenteil der Fall: Viele Beiträge sind derart unverständlich
geschrieben, dass man sie gleich auf Lateinisch hätte veröffentlichen können. Das ist
mein – zugegeben – etwas bösartiges Fazit, aber ich frage mich ernsthaft, ob sich „die Wissenschaft“
mit dieser Art von Kommunikation einen Gefallen tut.


Susanne Altmeyer / Friedebert
Kröger: Theorie und Praxis der Systemischen Familienmedizin.
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
2003, 247 S. 26,90 Euro
ISBN: 3-525-46173-9
Im Gegensatz zu dem oben erwähnten Titel ist das Buch von Altmeyer/Kröger gut zu lesen und zu
verstehen, auch an den Stellen im ersten Teil des Buches, an denen
es um die „Theoretischen Grundlagen der Systemischen Familienmedizin“ geht. Deshalb sei kurz der
Ansatz skizziert: „Niemand ist allein krank – Patienten haben Familien!“
ist das Prinzip. Dies bedeutet, dass im therapeutischen Handeln
mehr Aufmerksamkeit auf das unmittelbare Beziehungsnetz der PatientInnen gerichtet werden
muss. Im zweiten, praxisorientierten Teil wird die Anwendung familienmedizinischer Konzepte an einigen
Krankheitsbildern (Multiple Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Diabetes, Krebs) beispielhaft beschrieben. Jedem Kapitel sind Kontaktadressen von Kompetenzzentren
und Fachgesellschaften angefügt. Dies macht die Veröffentlichung
zu einer kompakten und guten Übersicht für alle, die mehr über die systemische Familienmedizin
erfahren und in der Praxis kennenlernen möchten.


Christiane Neuen (Hrsg.):
Einander anerkennen. Eine neue Beziehungskultur.
Patmos / Walter Verlag
Düsseldorf und Zürich
2005,224 S. 22,90 Euro
ISBN: 3-530-42199-5
Der Band – mit einem Vorwort von Verena Kast – gibt die Beiträge der Jahrestagung 2004 „Einander
anerkennen. Eine neue Beziehungskultur“ der „Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie“
wieder und ist ein engagiertes Plädoyer für die Abkehr von einer „Dominanzkultur“, die bislang
in unserer Gesellschaft noch vielfach vorherrscht. Demgegenüber ist ein gegenseitiges Anerkennen
die Grundlage jeder gelungenen Beziehung und so heißt es auch im Vorwort: „Indem wir
anerkannt werden, können wir uns selbst anerkennen, und aus dieser versicherten Identität heraus können
wir wiederum andere anerkennen, verhelfen ihnen immer wieder zu einer Bestätigung ihrer
Identität.“ Für das persönliche Leben, aber auch in der Politik spielt diese Dynamik eine wichtige
Rolle. Was es konkret bedeutet, Toleranz, gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung zu üben
und diese neue Beziehungskultur in unseren Alltag zu integrieren und zu leben – diese Fragen behandeln
die AutorInnen aus Sicht der Psychologie, Philosophie und Anthropologie.


Jupe Haegler / Reto Meienberg:
Behinderte sind auch nur Menschen.
Cartoons und Texte.
Cosmos-Verlag Bern 2005, 80 S.
17,00 Euro,
ISBN: 3-305-00358-8
In der Ausgabe 2/2004 haben wir den Cartoonband des Magdeburgers Phil Hubbe vorgestellt.
Jetzt präsentiert der Berner Cosmos-Verlag den Titel „Behinderte sind auch nur Menschen“. Die beiden
Autoren aus der Schweiz sind selbst rollstuhlfahrende MS-Betroffene: Jupe Haegler arbeitet als Illustrator,
Reto Meienberg als Werbetexter. Die Ideen für die Cartoons entwickeln sie gemeinsam –
Haegler zeichnet, Meienberg, der auch für „forte fortissimo“, der Zeitschrift der Schweizerischen
MS-Gesellschaft schreibt, liefert den bösen Spruch dazu. Für Liebhaber des schwarzen Humors!


Pia-Maria Lürssen / Christiane Ruscheweih:
Zwischen allen Stühlen. Leben mit Multipler Sklerose.
2. Auflage 2005 Mabuse-Verlag
Frankfurt a.M. 2001, 161 S.
15,90 Euro ISBN: 3-933050-77-4
Bereits in der zweiten Auflage erschienen (korrigiert und mit aktualisiertem ärztlichen Beitrag) ist
das Buch von Lürssen-Ruscheweih, das eine Besonderheit unter den
Erfahrungsberichten darstellt – es ist nämlich in einer Art Briefwechsel zwischen zwei MS-betroffenen
Frauen geschrieben. Den Entstehungsprozess schildern die Autorinnen
zu Beginn des Titels: „Es passierte während einer stationären Rehabilitation in Bad
Wildbad. Eine Mitpatientin, völlig erschüttert über die Aussicht, demnächst einen Rollstuhl benutzen zu
müssen, heulte in ihr Abendessen. Für uns hat der Rollstuhl seinen Schrecken schon längst verloren –
im Gegenteil, damit kommen wir ohne Anstrengung fast überall hin, ausgeruht und sicher. Auf dem
Weg zum Speisesaal sagte die eine: ‚Man müsste ein Buch schreiben’ und die andere antwortete
‚Ich bin gerade dabei, wollen wir es zusammen versuchen?’ Die eine: Christiane Ruscheweih, 35
Jahre, ledig, angestellte Physiotherapeutin. Die andere: Pia-Maria Lürssen, 54 Jahre, verheiratet,
Hausfrau und Mutter, beide seit vielen Jahren MS-Patientinnen.“ Die beiden ärgern sich über das
negative Bild der MS, das häufig in den Medien gezeichnet wird und haben zusammen ein informatives
Buch geschrieben, das aus drei Hauptteilen besteht: Der erste Teil enthält den „Briefwechsel“ von Pia
und Christiane, der nach Themenkreisen gegliedert ist, etwa Familie,
Kinderwunsch, Reisen, Medikamente, etc. Im zweiten Teil, den „Erfahrungswelten Betroffener und
Angehöriger“ werden Erlebnisse weiterer MS-Betroffener (häufig auch in Briefform) dargestellt und
der kurze dritte Teil wird von drei nichtbetroffenen „Profis“ beigesteuert:
Es geht um Medikamente, psychologische Aspekte, MS und Sport. Ein kommentiertes Literaturverzeichnis
schließt den Band ab.











voriger Artikel ** nächster Artikel
FP-Gesamtübersicht
Startseite