Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/05

Bücherkiste

Christine Wagener-Thiele:
Natürliche MS-Therapien. Sanfte und wirksame Behandlung von Multipler Sklerose. Ullstein, Berlin 2005, 223 S. 7,95 Euro
ISBN: 3-548-36715-1

Das Motto von Christine Wagener-Thiele ist auch das Motto des Buches, ein Satz von Dr. Carl Simonton: „Wieder gesund werden heißt, mehr von dem zu tun, was uns Freude macht“. Diesen Spruch findet man gleich zu Beginn des Buches, und mir zumindest geht das Herz auf, und ich bekomme Lust, weiter zu lesen.
Christine Wagener-Thiele lebt seit 20 Jahren mit MS und hat bereits 1995 die erste Auflage ihres Buches als ECON Ratgeber veröffentlicht. Seitdem ist das Werk mit jeder Auflage aktualisiert und auf den neuesten Forschungsstand gebracht worden.
Die Autorin möchte mit ihrem Buch Mut und Hoffnung machen. So beginnt sie gleich auf der ersten Seite mit ihren drei guten Nachrichten:
- Die MS kann sich beruhigen. Wir können etwas tun!
- Das geht nicht nur mir so, sondern ganz vielen Menschen.
- Die erfolgreichste MS-Therapie ist eine ganzheitliche.
Damit meint sie, dass neben dem Einsatz der vielen Möglichkeiten natürlicher MS-Therapien auch eine gute schulmedizinische Betreuung wichtig ist.
Nach einem kurzen Kapitel zum Basiswissen über MS liefert das Buch einen umfassenden Überblick über natürliche MS-Therapien. Dabei hält Wagener-Thiele sich mit Wertungen weitgehend zurück, vielmehr betont sie die Gemeinsamkeiten beispielsweise der verschiedenen Diätempfehlungen. Es folgt ein Kapitel, in dem die Autorin Tipps gibt und beschreibt, was ihr selbst und was anderen gut getan hat.
In Infokästen werden die wichtigsten Informationen zusammengefasst, Literaturtipps gegeben, oder man findet darin Adressen und Internetlinks. Dank eines Personen- und eines Sachregisters am Ende kann das Buch auch als Nachschlagewerk dienen. Gut strukturiert werden wichtige Informationen vermittelt, und es macht Spaß, dieses Buch zu lesen.
Das Buch endet mit folgendem Absatz: „Ich möchte Ihnen eine wichtige Frage mitgeben: Was möchten Sie eigentlich machen, wenn es Ihnen wieder gut geht? Es gibt etwas, das noch wichtiger ist als jede Therapie: Und das ist Ihr persönlicher Traum von einer guten Zukunft. Und diese Zukunft – beginnt heute!“
Dem ist nur noch die Empfehlung hinzuzufügen, dieses Buch zu lesen. (Weitere Informationen unter www.ms-alternativen.de)
Si



Sylvia Sassonov: Ich tanze so lange ich kann. Der Mut, sich einer unheilbaren Krankheit zu stellen. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, 189 S.
6,90 Euro, ISBN:3-404-61545-X

Die 33-jährige Autorin hat seit 1994 Multiple Sklerose. In vier Kapiteln beschreibt sie ihr Leben seit dem Beginn der Erkrankung. Dabei bringt sie im ersten Kapitel „Am Anfang der Krankheit ein blinder Fleck“ die auftretenden ersten Symptome mit ihren jeweiligen Lebensumständen in Verbindung. Im zweiten Kapitel geht es um den Weg bis zur Diagnose und zur Beendigung der Berufstätigkeit. Sie ist glücklich, mit 31 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen. Bis hierher ist das Buch gut lesbar und nachvollziehbar. Die Autorin schreibt, dass sie bislang großes Glück gehabt habe und sie wolle zu ihrer „Heilung dazutun, was ich nur kann.“
Dann wird es im Kapitel „Warum habe ich Multiple Sklerose“ esoterisch, aber Sylvia Sassonov warnt selbst: „Hier verlässt mein Buch seine rationalen Pfade. Wem dieses Kapitel zu ´unwissenschaftlich´ ist, der sollte es ruhig überblättern.“ Das ist nach meiner Einschätzung ein guter Tipp, denn nun wird die MS dem Prinzip des Saturn zugeordnet. Leider bleibt die Autorin dabei nicht bei sich, sondern neigt manchmal dazu zu verallgemeinern.
Im vierten Kapitel beschreibt sie ihr jetziges Leben mit der Krankheit. Darin kann ich einiges unterstreichen, beispielsweise ihre Suche nach der Botschaft der Symptome oder ihr Verständnis von Krankheit als Lernprozess. Ihre esoterischen Deutungen (Saturn oder „Geistige Unbeweglichkeit führt zu körperlicher Unbeweglichkeit“) habe ich lieber überlesen. Aber sauer wurde ich bei Sätzen wie „Die Krankheit haben wir selbst gemacht“ oder „Es liegt in meiner Hand, ob ich ... auf dem Fahrrad die Deichstraße entlangflitzen kann oder im Rollstuhl über planierte Wege zockeln muss“. Damit gibt sie sich und allen MS-Betroffenen die Schuld an der Erkrankung und auch an ihrem Verlauf.
Wen Plattitüden, Verallgemeinerungen und Schuldzuweisungen nicht stören, für den kann das Buch eine unterhaltsame Lektüre sein.
Si

David Servan-Schreiber: Die neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente. Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2004, 320 S. 22 Euro, ISBN: 3-88897-353-8

Richtig, dieses Buch hat nichts mit MS und nichts mit psychosomatischen Aspekten der MS zu tun. Warum wir es trotzdem besprechen? Weil es ein gut verständliches, leicht lesbares Buch ist, in dem es um die Stärkung von Selbstheilungskräften und eine ganzheitliche Sicht von Menschen und ihren Erkrankungen geht.
Der Neurologe und Psychiater David Servan-Schreiber spricht in seinem Buch psychiatrische Krankheitsbilder an – man kann seine Ausführungen aber auch als Plädoyer für eine gesunde Lebensführung verstehen. So beschreibt er eine Methode, das innere Gleichgewicht wiederzufinden, ohne Ersatzdrogen wie Zigaretten, Schokolade oder Alkohol und ohne Psychopharmaka. Er betont die Bedeutung von ausreichender Bewegung, richtiger Ernährung, von geklärten Beziehungen und einer wertschätzenden Kommunikation. Die Akupunktur hat genauso ihren Platz wie eine neue Methode zur Auflösung von traumatischen Erfahrungen, die „neuro-emotionale Integration durch Augenbewegungen“.
Servan-Schreiber berichtet immer wieder von praktischen Beispielen, was die Lektüre leicht und spannend macht. Gleichzeitig untermauert er seine Thesen durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten.
Lesen Sie selbst, oder informieren Sie sich zunächst noch ausführlicher unter www.medizin-der-emotionen.de
Si


Steffen Simon (Hrsg.): Der gute Arzt im Alltag. Anleitung zur ärztlichen Grundhaltung in Klinik und Praxis. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 2005, 137 S. 19,95 Euro, ISBN: 3-7691-0480-3

Das vorliegende Buch ist aus einer Vorlesungsreihe mit dem Titel „Der gute Arzt – und in der Praxis?“ im Wintersemester 2002/2003 an der Universität Witten/Herdecke, ausgehend von den Gedanken Klaus Dörners in seinem Buch „Der gute Arzt“, entstanden. Es geht um das Selbstverständnis des Arztes beziehungsweise der Ärztin, um seine oder ihre Grundhaltung in Klinik und Praxis. Acht Ärzte und eine Ärztin aus unterschiedlichen Fachgebieten gehen deshalb der Frage nach, was „gut“ für sie bedeutet. Unter anderem kommen folgende AutorInnen zu Wort: Klaus Dörner selber, Psychiater und ehemaliger Leitender Arzt des psychiatrischen Landeskrankenhauses in Gütersloh. Bernd Hontschik, niedergelassener Chirurg aus Frankfurt zeigt, dass Chirurgie und Psychosomatik keine Gegensätze sein müssen. Regina Prenzel beleuchtet das Thema aus Sicht der Chefärztin einer Klinik für Innere Medizin in Oldenburg. Bernd Raderschatt, Allgemeinmediziner im ländlichen Großenkneten berichtet vom guten Arzt als Hausarzt und der Neurologe Wilhelm Rimpau, Chefarzt der Abteilung für Neurologie in der Berliner Park-Klinik Weißensee, teilt mit vielen Beispielen aus der alltäglichen Praxis seine neurologische Sicht mit. Das absolute Highlight setzt Adolf Muschg, Literat und derzeit Präsident der Berliner Akademie der Künste zum Schluss des Buches. Er schildert in seinem Artikel „Taubstumme Medizin“ für die „Frankfurter Rundschau“ aus dem Jahre 1979 seine Erlebnisse als Patient mit einer groben und unmenschlichen Medizin. Kompliment an den Herausgeber Steffen Simon, der in der Medizinischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg arbeitet und an den Deutschen Ärzte-Verlag! Schade nur, dass lediglich eine Frau im AutorInnenteam auftaucht...
HGH
Wolfgang Senf/Michael Broda (Hrsg.): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch. 3., völlig neu bearbeitet Auflage, Thieme-Verlag Stuttgart 2005, 861 S. 119,95 Euro,
ISBN: 3-13-106093-X

Ein Buch mit fast 1.000 Seiten, mit über 2 Kilo Gewicht schwerer als die Post ihre „Päckchen“ erlaubt und mit schlappen 120,- Euro als Preis! Darf man das in FORUM PSYCHOSOMATIK vorstellen? Man darf und man muss, da die Beiträge der 85 Autorinnen und Autoren die ganze Bandbreite der modernen Psychotherapie abdecken. Mich hat besonders beeindruckt, dass ein integrativer Ansatz in der Darstellung gewählt wurde und statt eines einzigen Methoden-Tellers ein ganzer Tisch mit vielen Tellern aufgedeckt wird.
Wer angesichts des Preises erst einmal in das Buch hineinschmecken will, für den hat der Verlag einen schönen Service bereitgestellt: Unter www.thieme.de/specials/senf-broda/ finden sich zum einen zeitlos gute, ausgewählte Kapitel aus der 2. Auflage. Zum anderen sind dort alle Zusammenfassungen der einzelnen Beiträge der 3. Auflage mit Kernaussagen der jeweiligen Kapitel zu lesen, weiterführende Literaturempfehlungen zu einzelnen Themenbereichen, zu psychotherapeutischen Verfahren und Methoden sowie das komplette Literaturverzeichnis des Buches. Die Internetnutzung dieses Teils ist kostenlos und für alle NutzerInnen zugänglich. Danach dürfte die Entscheidung für oder gegen den Erwerb mit Sicherheit leichter fallen.
HGH

Inge Grein-Feil: Ist Lebensfreude (v)erlernbar? Missionsdruckerei Mariannhill 2004, 105 S. 5,90 Euro (Bestellungen über: Aktion „Freunde schaffen Freude e.V.“, Wagenhofer Str. 10, 89561 Dischingen, Tel.: 07327/5405,www.fsf-ev.de )

Das kleine Büchlein von Inge Grein-Feil ist ein christlich geprägtes Plädoyer für eine positive Sicht der Welt, für Echtheit und Lebensfreude. Anlässlich einer Vortragsreise in eine Klinik im Allgäu schildert die Autorin ihre dortigen aktuellen Erlebnisse und blickt dabei parallel auf die 20 Jahre ihrer MS-Geschichte zurück. Ihr Fazit: „Dass Lebensfreude verlernbar ist, davon bin ich und die meisten überzeugt. Ob sie erlernbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein wenig können wir einander allerdings dabei helfen“. Zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten und heutigem Ehemann Siggi Feil hat sie 1984 die Aktion „Freunde schaffen Freude“ ins Leben gerufen, der der Reinerlös des Buchverkaufes zugute kommt.
HGH


Freimut Wössner: „Ich pflege gern!“ Postkarten-Buch. Mabuse-Verlag Frankfurt am Main 2004, Set mit 15 vierfarbigen Postkarten, 6,- Euro, drei Stück für 15,- Euro, ISBN: 3-935964-50-1

In der Ausgabe 1/2004 hatten wir bereits den Cartoonband von Wössner „Ich pflege gern!“ vorgestellt, der auf 64 Seiten Witziges und Skurriles aus der Pflege vorstellt. Jetzt hat der Mabuse-Verlag nachgelegt und eine Auswahl der besten Wössner-Cartoons im handlichen Postkartenset zum Heraustrennen zusammengestellt. Damit kann man/frau jederzeit in die Jacken- oder Kitteltasche greifen und europaweit bissige und bildhafte Kommentare versenden.
HG





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