Zeitschrift für Psychosomatische
MS-Forschung, 11. Jahrgang, 2. Halbjahr 2002
LeserInnenbriefe
Hallo! Ich bin Spanierin, 34 Jahre alt, Mutter von 2 Kindern und MS-Betroffene. Ich bin mir immer sicher gewesen, dass MS eine psychosomatische Krankheit ist, wenigstens in meinem Fall. Deswegen bin ich sehr froh, Sie gefunden zu haben, die verstehen können, was ich damit meine. Meine Neurologin guckt mich komisch an, wenn ich sie darauf anspreche, und mit meiner Umwelt kann ich sowieso nicht darüber reden: es ist alles viel zu kompliziert zu erklären! Ich fühle mich wirklich, als ob ich mich in einem ganz konkreten Punkt meiner Biografie zur Selbstzerstörung programmiert hätte, ich kann sogar nachvollziehen, wann und warum es passiert ist. Deshalb fühle ich mich erleichtert, nicht die Einzige zu sein, die so was denkt. E.R./Spanien (per e-mail)
Das letzte Heft "Symposium 10 Jahre LEBENSNERV" habe ich mehrmals gelesen. Dabei ist mir aufgefallen: Die Beiträge von Betroffenen kann ich beim ersten Lesen gut verstehen. Die Beiträge von WissenschaftlerInnen muss ich ein paar mal lesen, um sie einigermaßen zu verstehen. Ich habe selbst Soziologie studiert und kann daher vieles nachvollziehen. MSKranke haben ganz konkrete Fragen und brauchen Hilfe. Sie möchten verstehen und sich mitteilen. Nur so ist Verständigung und Hilfe möglich. Dazu brauchen wir eine gemeinsame und klare Sprache. Ich bitte deshalb WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen darum, sich mit Worten auszudrücken, die Betroffene verstehen. Das ist möglich, wenn für theoretische Begriffe Beispiele gegeben werden, wie es anschaulich und erfreulich für "Magisches Denken" geschehen ist.
K.J./ Mannheim
Ich möchte von meinen Erfahrungen und den positiven Auswirkungen berichten, die ich bei einem Bondig-Körpertherapie-Seminar nach Dan Casriel gemacht habe. Seit 1998 weiß ich, dass ich MS habe. Ziemlich schnell habe ich bemerkt, dass Angst und Stress meine Symptome verstärken. Eine Visualisierungs-Therapie und die Arbeit mit wertorientierten Imaginationen brachte mir eine große Erleichterung und eine gute persönliche Weiterentwicklung. Ich spürte aber, dass das noch nicht ausreichend war. Im letzten Jahr begann ich deswegen eine Gesprächstherapie und begleitend dazu eine Casriel-Körpertherapie. Die Auswirkungen meines ersten Körpertherapie-Seminars waren so beeindruckend, dass ich sie hier - so gut es geht - berichten möchte.
Vor Beginn des Seminars hatte ich Schwächegefühle und Muskelzittern in beiden Beinen. Immer wieder hatte ich große Probleme beim Hinuntergehn der Treppe und war oft schon nach kurzen Wegstrecken sehr erschöpft. Hinzu kamen Schmerzen im Kniegelenk, in beiden Handgelenken und im linken Knie und ich hatte große Angst vor der Körpertherapie! Insgesamt fühlte ich mich sehr eingeschränkt in meinen körperlichen Möglichkeiten. Trotzdem besuchte ich das Seminar. Als meine Angst vor der Körpertherapie weniger wurde, traute ich mir auch körperlich mehr zu!
Mein tzherapeutischer Prozess bei diesem ersten Seminar war ein sehr großer Schmerz. Das Durchleben dieses Schmerzes erleichterte mich aber sehr und brachte mir eine große gesamtkörperliche Entspannung. Meine Beine waren wieder voller Kraft und ich konnte nach langer Zeit wieder eine Treppe problemlos hinuntergehn! Das war sehr bewegend für mich. Zudem entspannte sich mein Kiefer merklich und meine Gesichtszüge wurden insgesamt weicher. Die Schmerzen in den Handgelenken und im linken Knie waren einfach weg und ich hatte wieder Kraft in den Händen. Ich spürte ganz deutlich, wie die psychische Erholung meine körperlichen Symptome reduzierte.
In meinem Alltag leren ich nun Stück für Stück, die Erfahrungen aus dem Seminar umzusetzen. Das ist nicht leicht und ich werde mir Hilfe holen, indem ich weitere "Bondings" machen werde, denn ich spüre, dass ich nun auf dem richtigem Weg bin, mit meiner MS umzugehn. Ich kann diese Körpertherapie nur wärmstens weiterempfehlen und deswegen war es mir ein großes Anliegen, diesen Leserbrief zu schreiben.
K.I./Bremen