FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 11. Jahrgang, 2. Halbjahr 2002





Unterschiedliche Eingangsmerkmale
zur Gruppenpsychotherapie bei
Multiple-Sklerose Kranken1


von Mine Gözütok, Joachim Kosfelder und Arnold Langenmayr*


Zusammenfassung

Wir überprüften, welche Eingangsmerkmale für das Ergebnis der Gruppenpsychotherapie mit Multiple-Sklerose Kranken von Bedeutung sind:

Die Annahme der MS durch den Kranken und die Stabilität ihres Verlaufs profitieren vom Zulassen psychosomatischer Modelle, von Aufgeklärtheit und Bildungsstand.

Die Beachtung körperlicher Signale fördert die Verbesserung des allgemeinen Leistungsvermögens durch die Therapie.

Das soziale Netzwerk ist für den Verlauf der Erkrankung von Bedeutung. So stehen zum Beispiel Dankbarkeitserwartungen und Hilfsbereitschaft auf der Basis eigener Probleme der Helfer (Familie, Verwandtschaft) Verbesserungen im Wege und beinhalten die Gefahr, dass von den Helfern gegen die Therapie gearbeitet wird, um die durch das Helfen erreichten eigenen psychischen Entlastungen aufrecht zu erhalten. Sehstörungen widerspiegeln einen starken psychosomatischen Anteil am Krankheitsgeschehen und sind daher für Besserungen des Krankheitsprozesses durch Psychotherapie ein günstiges Kriterium.

Fragestellung der Untersuchung

In früheren Untersuchungen unserer Essener Arbeitsgruppe hatte sich vor allem eine Verbesserung in der Annahme der Erkrankung durch die Erkrankten selbst und ihre Verwandten unter Psychotherapieeinfluss gezeigt. Auffällig war, dass das körperliche Leistungsvermögen nicht mit Maßen der Lebenszufriedenheit einherging, jedoch sehr wohl mit einer Reihe von Persönlichkeitsvariablen, so dass der Zusammenhang zwischen dem körperlichem Prozess und seinen psychischen Auswirkungen als gering anzusehen ist und schon von daher psychotherapeutische Maßnahmen sinnvoll erscheinen. Langfristig ergab eine Nachuntersuchung an denselben Klienten nach zwei Jahren im körperlichen Symptombereich eher deutlichere positive Effekte als unmittelbar im Anschluss an die Therapie.
Bei diesen früheren Analysen war uns aufgefallen, dass die MSKlienten bezüglich ihrer Veränderungen unter Therapieeinfluss nicht als einheitliche Gruppe angesehen werden konnten, wie die teilweise erheblichen Streuungen unserer Therapieerfolgsmaße zeigten. Aus diesem Grund soll es hier zum Abschluss unserer Auswertungsarbeiten darum gehen, bei welchen Eingangsvoraussetzungen Psychotherapie angebracht sein könnte und bei welchen nicht oder, noch allgemeiner formuliert, bei welchen Eingangsvoraussetzungen in welchen Bereichen welche Veränderungen unter Psychotherapieeinfluss zu erwarten sind.
Die der Untersuchung zugrunde liegenden Daten waren an Mitgliedern der DMSG gewonnen Personen in der Behandlungsund 24 in der Kontrollgruppe). Die Behandlungsgruppen befanden sich bei zwei Therapeuten in wöchentlich 11/2-stündigen Sitzungen mit gesprächspsychotherapeutischer bzw. psychodramatischer Ausrichtung. Die Therapeuten waren während der gesamten Zeit in psychoanalytischer Supervision. Für die Auswertung verwendeten wir nur Fälle, bei denen nicht mehr als 10 Prozent fehlende Angaben vorhanden waren. So verglichen wir letztlich eine therapierte Gruppe von 31 mit einer nicht therapierten von 20 Personen.


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