Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/09

Ein kämpferischer Ansatz
im Umgang mit chronischer Krankheit


Von Sandra M. Sylvester
(mit einem Beitrag von Robert Nakashima)


Überblick

WarriorHeart (im Deutschen mit „KriegerHerz“ oder „Kämpfer- Herz“ zu übersetzen, d. Üb.) ist eine gemeinnützige Organisation, die mit chronisch kranken Menschen arbeitet, um ihnen dabei zu helfen, ein Gefühl für den Sinn ihres Lebens und ihr Wohlbefinden wiederzuerwecken. Derzeit ist die Arbeit von WarriorHeart darauf spezialisiert, einzelnen an Multiple Sklerose erkrankten Personen dabei zu helfen, größtmöglichen Nutzen aus ihren Körpern und ihren Gehirnen zu ziehen. Dies soll mit Hilfe eines auf der Basis der Arbeit von Dr. Milton Erickson entwickelten Programms für neurologische Neustrukturierung und der alten Kampfkunst Tai Chi erreicht werden.

Einführung

In vielen Fällen schickt eine chronische Krankheit (Arthritis, Krebs, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Neuromuskuläre Erkrankungen, ChronischerSchmerz, usw.) den Betroffenen auf eine Reise durch aufeinander folgende Stadien. Diese Stadien mögen schnell aufeinander folgen oder sich über Jahre hinziehen. Zuerst mag der Beginn so schleichend sein, dass die Krankheit eine Zeit lang unerkannt oder unbemerkt bleibt. Ein Beispiel: im Falle einer neuromuskulären Erkrankung mag eine sonst aktive Frau feststellen, dass sie bei Wanderungen mit Freunden zurückbleibt, wohingegen sie früher das Tempo angab. Sie mag bemerken, dass ihre Wanderstiefel auf den Spitzen so verkratzt sind, dass sie viel älter aussehen als sie sind. Oder dass ihre Füße nach einer kurzen Zeit des Stehens oder Gehens taub zu werden scheinen. Weitere Schuhe zu tragen, scheint auch nicht zu helfen. Sie mag bemerken, dass sie die Gewohnheit hat, sich zum An- und Ausziehen hinzusetzen oder sich gegen eineWand zu lehnen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Kleine Arbeiten im Haushalt, wie zum Beispiel eine Glühbirne wechseln, sind zu etwas geworden, das sie fürchtet, denn auf einer Leiter zu stehen und sich zu recken, lässt sie ihr Gleichgewicht verlieren. Vielleicht entschuldigt sie sich für ihre Tollpatschigkeit, wenn sie häufiger Sachen verschüttet und Gläser oder Geschirr kaputt schmeißt. Sie mag bemerken, dass ihr Lebensstil sich zu verändern beginnt: dass sie nachts nicht mehr Auto fährt, dass sie es vermeidet, außer Haus zu sein, wenn viel Verkehr ist, weil sie das Gefühl hat, dass ihre Reaktion nicht mehr so schnell und gut ist wie sie es mal war. Sie wird geplagt von Müdigkeit und mangelnder Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Psychologisch verliert sie ihr Selbstvertrauen. Sie beginnt, Widerstand dagegen zu entwickeln, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Doch bald bricht die Leugnung zusammen und sie realisiert, dass etwas nicht stimmt.

Da ihr Gleichgewicht gestört ist, fängt diese neurologisch beeinträchtigte Person an, ihre Aktivitäten einzuschränken und nimmt einen Lebensstil an, der mehr im Sitzen stattfindet und der isolierter ist. Mit der Zeit und mit weniger Bewegung bilden sich die Muskeln zurück, gefolgt von Steifheit und Schmerzen. Das kann dann in eine Abwärtsspirale von allmählichem und fortschreitendem gefühlsmäßigem und körperlichem Verfall führen. Es ist außerordentlich wichtig, die Richtung einer solchen Abwärtsspirale zu ändern.

Viele chronisch kranke Menschen werden durch Forschen, Lesen und den direkten Austausch mit anderen zu ExpertInnen ihrer Krankheit. Sie probieren viele oder alle traditionellen und alternativen Behandlungen aus. Eventuell entscheiden sie dann, dass es Zeit ist, mit dem Leben weiterzumachen und das Beste aus einer schwierigen Situation zu machen. Für manche wird der Prozess, sich mit den unausweichlichen Schwierigkeiten des Lebens zu befassen, zu einer Chance des Wachstums, und die Krankheit wird von ihnen, obwohl nicht willkommen, als eine/r der wertvollsten LehrerInnen betrachtet. Das ist die Betrachtungsweise des WarriorHeart-Programms.




voriger Artikel ** nächste Seite
FP-Gesamtübersicht
Startseite